Jimmy Savile: Missbrauchs-Skandal um BBC-Moderator

Der verstorbene DJ und "Top of the Pops"-Moderator soll nicht in TV-Studios, Spitälern, Krankenhäusern und Heimen Kinder missbraucht haben. Dem Sender wird vorgeworfen, den Fall vertuscht zu haben.

Einst war BBC-Moderator JimmySavile in Großbritannien ein Held. Ein Jahr nach seinem Tod kommen jetzt fast täglich neue Vorwürfe wegen Kindesmissbrauchs gegen ihn ans Tageslicht. Als JimmySavile vor gut einem Jahr mit 84 starb, trauerte Großbritannien. Tausende besuchten seinen Sarg. Tagelang waren Titelseiten und Fernsehprogramme voll mit Berichten über den einstigen BBC-Kult-Moderator und vermutlich ersten DJ des Königreichs.

Mittlerweile hat sich die Lage verändert. Der einstige Volksheld soll Jahrzehnte lang minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und vergewaltigt haben, manche sollen erst zwölf Jahre alt gewesen sein. Fast täglich melden sich - so die britischen Medien - neue Opfer. Bewiesen ist allerdings noch nichts.

Bis zu 30 Opfer

Die britische Polizei hat eine Untersuchung begonnen, auch die BBC steht schwer in der Kritik. Die Zahl der mutmaßlichen Opfer, die sich innerhalb kurzer Zeit gemeldet hätten, sei "absolut erschreckend", sagte Grant Shapps, Mitglied der Führungsspitze der konservativen Regierungspartei. Der britische Premierminister David Cameron warf die Frage auf, ob Savile sein Titel Sir aberkannt werden sollte, den ihm die Queen 1990 für sein soziales Engagement verliehen hatte. Die Polizei verfolgt weit mehr als hundert Ermittlungsstränge und geht von bis zu 30 Opfern aus. Der Missbrauch könnte sich über vierzig Jahre hingezogen haben.

Savile soll seine Position als Moderator von BBC-Erfolgssendungen wie "Top of the Pops" ausgenutzt haben. In der BBC soll der Verdacht bekannt gewesen sein. Der Verstorbene soll keineswegs nur in Hinterzimmern von TV-Studios Kinder missbraucht haben, sondern möglicherweise auch in Krankenhäusern, Schulen und Heimen. Dort sammelte er Spenden. Ende November will die Polizei einen Bericht zu Savile vorlegen.

BBC: Vorwurf der Vertuschung

Indes gerät die britische Rundfunkanstalt immer stärker unter Druck. BBC-Generaldirektor George Entwistle verteidigte das Verhalten des Senders, dem ein Vertuschen des Falles vorgeworfen wird, am Dienstag vor einem Parlamentsausschuss in London. Er habe sofort die Polizei eingeschaltet und alle nötigen Maßnahmen getroffen, sobald er vom Ausmaß der mutmaßlichen Taten erfahren habe, erklärte Entwistle. Er gab zu, dass während der mutmaßlichen Vorfälle in den 1960er und 70er Jahren schwere Fehler gemacht wurden.

(APA/dpa)

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