Rotkreuz-Affäre: "Es war ein Diktat von Platter"

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Ein ehemaliger Rotkreuz-Bezirksstellenleiter belastet in der Affäre um die Neuvergabe des Rettungsdiensts in Tirol Landeshauptmann Platter und Landesrat Tilg: "Da wurden Zahlen geschönt."

In der Causa rund um das "Tiroler Rettungswesen" erhebt nun ein ehemaliger Rot-Kreuz-Bezirksstellenleiter schwere Vorwürfe. "Es war eigentlich keine Ausschreibung, es war ein Diktat, ein Diktat von Landeshauptmann Günther Platter und Landesrat Bernhard Tilg (beide ÖVP)", erklärte Heinrich Waldner in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Echo".

Waldner sprach des Weiteren von "unseriösen Nebenabsprachen und Machtpolitik". Jedem im Land und im Landesverband sei seiner Aussage nach bewusst gewesen, dass die angebotene Summe zur Aufrechterhaltung der gewohnten Versorgungsqualität "hinten und vorne" nicht reichen würde. "Da wurden Zahlen geschönt, um irgendwie auf das vom Land gewünschte Ergebnis zu kommen", erklärte Waldner, der mit den Verantwortlichen für das seit 1. Juli 2011 neu organisierte bodengebundene Rettungswesen Gespräche geführt hatte.

"Damit Platter das Gesicht nicht verliert"

Seiner Meinung nach sei dies so passiert, "damit Platter und Tilg das Gesicht nicht verlieren". Wäre die Tiroler Bietergemeinschaft - das Bieterkonsortium setzt sich aus Rotem Kreuz, Arbeiter-Samariterbund, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hospitaldienst und Österreichischem Rettungsdienst zusammen - dem dänischen Anbieter unterlegen, wäre dies ein drohendes Desaster gewesen. Zudem sei es zu "unseriösen" Nebenabsprachen zwischen der Tiroler Bietergemeinschaft und dem Land Tirol gekommen sein. Die Rot-Kreuz-Bezirksstelle Schwaz habe das Letztangebot der Bietergemeinschaft damals nicht unterzeichnet, sagte dessen ehemaliger Leiter.

Ende Juli 2012 hatte das Land die Leistungsadaption abgesegnet, die Rettungsgesellschaft bekommt deshalb rückwirkend rund 6,4 Millionen Euro. Ab dem kommenden Jahr wird der Basisauftrag für die Rettung um 4,8 Millionen aufgestockt. Dies dürfte dem unterlegenen dänischen Mitbewerber Falck offenbar sauer aufgestoßen sein. Schon unmittelbar nach der Vergabe im Jahr 2010 hatten die Dänen angezweifelt, ob das bodengebundene Rettungswesen in Tirol von ursprünglich budgetierten rund 30 Millionen Euro durchführbar sei. Der Rettungskonzern schaltete den Unabhängigen Verwaltungssenat (UVS) ein - "Die Presse" berichtete. Dieser soll nun die Auftragserweiterung des Landes wegen der anfallenden Mehrkosten prüfen.

Landeshauptmann Platter und Landesrat Tilg waren für Stellungnahmen vorerst nicht zu erreichen.

(APA)

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