Der Notenbankchef sprach sich am Sonntag dafür aus, dem Krisenland mehr Zeit zu geben - was die Geldgeber in der Folge mehr kosten wird.
Österreichs Notenbankgouverneur und EZB-Rat Ewald Nowotny drängt auf rasche Entscheidungen zu Griechenland. Unmissverständlich sprach er sich am Sonntag dafür aus, dem Krisenland mehr Zeit zu geben - was die Geldgeber in der Folge mehr kosten wird.
Griechenland sei ein Langfristproblem, das nicht in zwei Jahren und nicht ohne fremde Hilfe zu lösen sei, sagte Nowotny in der ORF-Pressestunde. Entweder man sei bereit, Hilfe auf längere Zeit zu geben oder man riskiere den Zusammenbruch. Aus seiner Sicht wäre diese Alternative so gefährlich, dass man Griechenland die Chance geben müsse, sich weiter zu entwickeln, meinte Nowotny, ohne den im Raum stehenden zweijährigen Aufschub für Griechenland direkt anzusprechen.
Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro bzw. ein Staatskonkurs hätte "sehr negative Effekte", vor allem auch auf die anderen südlichen Staaten, warnte der Notenbanker einmal mehr unter Hinweis auf Ansteckungseffekte. Um das zu verhindern, habe man ja die Schutzmauern installiert. Der ESM sei eine solche Schutzmauer. Angesprochen auf kritische Stimmen zur Griechenland- und Rettungsschirmfinanzierung (unter anderem empfahl der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn Deutschland, nichts mehr zu zahlen, Anm.) meinte Nowotny, dass die Politik einen Zusammenbruch nicht riskieren und diese Zahlungen leisten werde.
Im Fall Griechenland gehe es um politische Fragen. Dabei fordert der Notenbanker nun Tempo: "Sehr viel länger darf es nicht mehr dauern". Denn Mitte November habe Griechenland auf jeden Fall Zahlungen zu leisten. Es müsse freilich gesichert sein, dass Griechenland einen erklecklichen Eigenbeitrag leiste. Unter anderem geht es um die Reduktion des Militäretats oder Reformen der Steueradministration.
Letzte Woche hat der griechische Finanzminister Yannis Stournaras angekündigt, sein Land erhalte von den internationalen Gläubigern mehr Zeit für das Erreichen seiner Spar- und Reformziele. "Wir haben heute die Verlängerung bekommen", hatte der Minister am Mittwoch vor Abgeordneten in Athen erklärt. Von den Geldgebern wurde eine solche Entscheidung bisher nicht bestätigt. Nach deutschen Medieninformationen könnte ein solcher zweijähriger Zeitaufschub zusätzliche 20 bis 30 Mrd. Euro für die Griechen nötig machen.
(APA)