Österreich sucht den "Superbürger"

Neue Einbürgerung: Die Idee ist gut, der Effekt bescheiden.

Bisher wurde die Staatsbürgerschaft oft verschenkt, künftig soll man sie sich verdienen“, sagt der Integrationsstaatssekretär. Klingt gut, denn warum sollte die Formel „schnellere Einbürgerung für Leistung“, die für Promis (wenn auch schwammig definiert) schon lange gilt, nicht für alle anwendbar sein?

Trotzdem stimmt der launige Sager nicht. Erstens: Von Schenken konnte bei einem der strengsten Gesetze in der EU schon bisher nicht die Rede sein. (Es sei denn, man unterstellt einen gewissen Zynismus). Und zweitens: So oft „verschenkt“ wurde der Pass gar nicht. Die Zahl der Einbürgerungen ist stark gesunken. Mit ein Grund dafür: Gerade jene Leistungsträger, auf die das Schnellverfahren abzielen würde, wollen – wie im Bericht des Integrationsstaatssekretariats nachzulesen – nicht eingebürgert werden. Warum auch? Man hat ihnen nie das Gefühl, gegeben, dass man sie will.

Ob diese Menschen die Behörden stürmen werden, wenn sie Deutsch auf Maturaniveau vorweisen und drei Jahre ehrenamtlich arbeiten sollen? Eher nicht. Ein größerer Anreiz für diese Gruppe wäre gewesen, Doppelstaatsbürgerschaften zu erleichtern. Aber dieses Privileg behält die Republik den Schwarzeneggers dieser Welt vor. Insgesamt dürfte der Effekt des Kurz-Vorstoßes also bescheiden sein. Jene, die es könnten, werden sich dem Staat nicht als Superbürger beweisen. Für viele andere waren die Hürden schon bisher oft zu hoch.

ulrike.weiser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2012)

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