Von Stronach bis zu den Neos – das „bürgerlich-liberale“ Publikum wird diesmal auffallend stark umworben.
Das Team Stronach, das BZÖ, die Neos und nicht zuletzt die ÖVP, mit starken Abstrichen auch noch die Grünen, mit noch stärkeren die FPÖ: Auffallend viele Parteien werben nun um die – heterogene, daher nicht leicht fassbare – bürgerlich-liberale Klientel.
Die Nachfrage war da, das Angebot ist es nun auch. Die Frage ist, ob sie groß genug ist, um alle Parteien mit Stimmen zu ernähren. Letztlich könnte die neue Vielfalt die einen den Einzug in den Nationalrat kosten und den anderen, im konkreten Fall der ÖVP, die (theoretische) Chance auf Platz eins nehmen.
Dennoch sind die vielen Angler im selben Biotop einmal Ausdruck eines begrüßenswerten Wettbewerbs der Ideen und Personen. Wenngleich dieser ein wenig verzerrt ist. Denn wer an den ORF-Konfrontationen nicht teilnehmen darf, hat einen Nachteil. Frank Stronach wird diesen wohl nicht erleiden. Zwar wurde sein Klub – und damit die TV-Präsenz – gestern noch nicht genehmigt, aber es führt angesichts des Präzedenzfalls LIF kein Weg daran vorbei.
Welches sich dem Vernehmen nach übrigens noch den Neos anschließen wird– das sind jene ohne Platz am Elefantentisch. Ihnen bleibt also nur, aus der Not eine (liberale) Tugend zu machen und sich via Internet und Privat-TV den Bedingungen der öffentlich-rechtlichen Medienwelt zu widersetzen.
Eines steht aber bereits fest: Ihren Ruf als bürgerliche Sammelpartei hat die ÖVP jetzt schon verloren.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2012)