Kampusch: "Unprofessionelles Vorgehen" der Ermittler?

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Spezialisten des FBI und des deutschen Bundeskriminalamts haben sich der "Akte Kampusch" gewidmet. Angeblich üben sie Kritik an den Ermittlungen.

Die mit der "Cold-Case"-Überprüfung der Causa Natascha Kampusch befassten Spezialisten des amerikanischen Federal Bureau of Investigation (FBI) haben ihren Wien-Besuch am Mittwoch beendet. Das teilte ein  Sprecher des Innenministeriums mit. Bei dem Treffen sei es darum gegangen, die bisherigen Aktenerkenntnisse zusammenzuführen.

Bereits in den USA hatten sich die FBI-Ermittler dem Studium der 270.000 Seiten umfassenden "Akte Kampusch" gewidmet. Parallel dazu arbeiteten auch Spezialisten des deutschen Bundeskriminalamts (BKA) in Wiesbaden sowie ein Team aus heimischen Kripobeamten und Staatsanwälten an dem Fall.

"Unprofessionelles Vorgehen" bei Fahndung?

Angeblich haben die Ermittler nun ein "unprofessionelles Vorgehen" der Erstermittler geortet. Das berichtet die Tageszeitung "Kurier" in ihrer Donnerstagausgabe. Im Innenministerium wollte man den Bericht am Mittwochnachmittag nicht kommentieren.

Laut "Kurier" geht es dabei um die Fahndung nach dem Kastenwagen, für die das damalige Wiener Sicherheitsbüro verantwortlich zeichnete: Eine Zeugin hatte die Entführung Kampuschs am 2. März 1998 beobachtet und eine genaue Beschreibung des weißen Kastenwagens abgeliefert. Nach einem Hinweis eines Hundeführers überprüften Beamte auch den Entführer Wolfgang Priklopil. Das unterirdische Versteck für Kampusch war aber so gut getarnt, dass selbst ein Polizeihund es nicht entdecken hätte können, hieß es in dem Bericht.

Beim Kastenwagen seien aber Fehler gemacht worden. Damals versuchten die Beamten anhand der Beschreibung über einige Autohändler das Fahrzeug zu identifizieren, was nicht gelang. Laut "Kurier" sprachen die Ermittler in diesem Zusammenhang von einem "unprofessionellen Vorgehen". Wäre der Autotyp damals genauer analysiert worden, wäre Priklopil möglicherweise früher identifiziert worden.

In Ermittlerkreisen zeigte man sich am Mittwoch von diesen ersten Erkenntnissen der Evaluierung der Ermittlungen im Fall Kampusch wenig überrascht. Es sei bereits bekannt gewesen, dass in den Ermittlungen nach dem Verschwinden des damals zehnjährigen Mädchens nicht alles pannenfrei abgelaufen sei, war zu hören.

"Evaluierung der Ermittlungen"

Ein Sprecher des Innenministeriums hatte zuvor lediglich betont, dass es sich bei dieser Überprüfung weiterhin nicht um neue strafrechtliche Ermittlungen in dem aufsehenerregenden Fall handelt: "Es geht um eine Evaluierung der Ermittlungen." Es gelte die Ermittlungsmethoden zu analysieren, die in den 14 Jahren seit dem Verschwinden Kampuschs - vor allem in den acht Jahren bis zu ihrem Wiederauftauchen - angewandt worden sind.

Inhaltlich wolle man bis zu einem Abschluss der Überprüfung nicht Stellung nehmen, sagte der Sprecher. Mit einem Endergebnis sei mit Ende diesen, Anfang kommenden Jahres zu rechnen.

Gerüchte über mögliche Mittäter

Kampusch war als Zehnjährige 1998 von Wolfgang Priklopil entführt worden und konnte im Sommer 2006 aus der Gefangenschaft flüchten. Priklopil beging daraufhin Selbstmord. Immer wieder gab es in dem Fall Verschwörungstheorien und Gerüchte über mögliche Mittäter.

(APA)

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