Sanktionen wirken: Iran verhängt Gold-Exportverbot

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Das Mullah-Regime sieht sich wegen der "wirtschaftlichen Umstände" zu der Maßnahme gezwungen. Indes verlässt ein iranischer Zerstörer den Sudan.

Der wirtschaftliche Druck auf den Iran infolge des Atomstreits wird durch die Sanktionen westlicher Staaten immer stärker. Gold dürfe ab sofort nicht mehr ohne Genehmigung exportiert werden, berichtete die iranische Nachrichtenagentur MEHR am Mittwoch. Die gegenwärtigen wirtschaftlichen Umstände machten es nötig, dass Ausfuhren des Edelmetalls von der Zentralbank genehmigt werden müssten, zitierte MEHR den leitenden Mitarbeiter des iranischen Zolls, Mohammad Reza Naderi. Zudem zeichnete sich ab, dass das Import- und Handelsverbot der Europäischen Union (EU) für iranisches Erdgas weitere Einnahmequellen des Landes austrocknen werde.

Der Iran steht im Verdacht, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms Nuklearwaffen zu entwickeln. Die Islamische Republik bestreitet das, lässt aber internationale Kontrollen seiner Atomanlagen nicht zu. Westliche Staaten haben daraufhin eine Reihe von Einschränkungen im Handel mit dem Iran erlassen, die zunehmend die Wirtschaft und den Wohlstand im Land treffen.

Mit dem Exportverbot für Gold will die Zentralbank offenbar verhindern, dass Iraner ihr Vermögen in Form des Edelmetalls ins Ausland in Sicherheit bringen, nachdem der Zugang zu harten Devisen wie Dollar und Euro beschränkt wurde. Die iranische Währung Rial hat zwei Drittel ihres Wertes gegenüber dem Dollar in den vergangenen 15 Monaten verloren.

Negative Auswirkungen auf die Lage des Landes zeichnen sich auch durch die Sanktionen auf Erdgas ab. Quellen in der Branche berichteten, dass auch die Ausfuhren von Flüssiggas betroffen seien. Grund ist demnach, dass beide Gase nicht hundertprozentig zu trennen sind und Unsicherheiten herrschen, was genau unter den Bann der EU fällt. Hauptabnehmer des Flüssiggases waren bisher der norwegische Konzern Statoil und Südkorea.

In südkoreanischen Branchenkreisen hieß es, iranisches Flüssiggas werde nicht mehr abgenommen, weil seit Mitte Oktober japanische Versicherungen keine Deckung für Transportschäden mehr übernehmen würden. Vor den Sanktionen hat der Iran vier Millionen Tonnen Flüssiggas im Wert von vier Milliarden Dollar pro Jahr exportiert.

Unterdessen ging der Streit um das Atomprogramm weiter. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes forderte in Berlin erneut, der Iran müsse endlich in substanzielle Verhandlungen über sein Atomprogramm einsteigen. Es gebe seit Jahren begründete Zweifel am ausschließlich friedlichen Charakter des Programms. Dem israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak zugeschriebene Äußerungen, nach denen die iranische Regierung ihre Absicht vorerst auf Eis gelegt habe, eine Atomwaffe zu bauen, teilte der Sprecher nicht.

Iranischer Zerstörer verlässt Sudan

Aufmerksam verfolgt wurden Bewegungen der iranischen Marine. Am Mittwoch verließen ein Hubschrauberträger und ein Zerstörer den Sudan nach mehrtägigem Aufenthalt. Vergangene Woche hatte der Sudan Israel vorgeworfen, mit einem Luftangriff eine Waffenfabrik zerstört zu haben. Israel kommentierte die Vorwürfe nicht, warf aber seinerseits dem Sudan vor, die Waffenfabrik sei Umschlagsplatz für iranische Rüstungsgüter gewesen, die von dort aus in den Gaza-Streifen geschmuggelt worden seien.

(APA/Reuters)

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