Auf den ersten Blick wirkt Li Keqiang (57) wie einer dieser Technokraten, von denen es in Chinas Führungsriege jede Menge gibt.
Auf den ersten Blick wirkt Li Keqiang (57) wie einer dieser Technokraten, von denen es in Chinas Führungsriege jede Menge gibt: fachlich kompetent, aber farblos. Die meisten von ihnen sind Ingenieure und verstehen die Lösung politischer Probleme als technische Herausforderung. Der künftige Regierungschef Li hingegen ist Ökonom. Das ist viel wert in einem Land, dessen Volkswirtschaft vor einem grundlegendem Strukturwandel steht.
Li stammt aus einer Bauernfamilie der einst besonders armen Provinz Anhui. Während seines Studiums in Peking arbeitete er sich im KP-Jugendverband nach oben. 1999 stieg er zum Gouverneur der Provinz Henan auf und machte es zu Chinas größter Kornkammer, in Chinas Führungsriege ist er unumstritten. Dabei hat er auch weniger Ruhmreiches vorzuweisen: 250.000 arme Bauern haben in den 1990ern in Henan ihr Blut an fahrende Sammelstellen verkauft. Wegen falscher Instrumente infizierten sich 25.000 Bauern mit HIV. Li ließ den Skandal vertuschen. lee
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2012)