"Ein Pfusch": Pannenserie ohne Ende bei Bank Austria

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Pfusch OnlineBankingPannen Bank Austria(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die IT-Umstellung auf das konzernweite EDV-System der italienischen Mutter Unicredit verläuft weiter problematisch. Der Unmut der Kunden wächst.

Die große IT-Umstellung bei der Bank Austria auf das konzernweite EDV-System des italienischen Mutterkonzerns UniCredit ist weiter von Pannen begleitet. Und die Bank geht davon aus, dass es auch in der kommenden Woche noch zu dem einen oder anderen Fehler beim Online-Banking kommen wird. "Es gibt klare Verbesserungen der Stabilität und Performance, aber wir gehen davon aus, dass wir auch in der nächsten Woche das eine oder andere Fehlerbild sehen werden", sagte Bank Austria-Sprecher Martin Halama am Freitag. Das System sei derzeit verfügbar und jede Menge Leute seien drinnen. Einzelne Probleme, etwa beim Einloggen oder dass man unbeabsichtigt wieder aus dem System fliegt, würden immer wieder auftreten. Wenn ein Kunde eingeloggt ist, dann funktioniere es und die Transaktionen könnten getätigt werden und würden auch durchgeführt.

Seit vergangenen Montag sollte das neue IT-System eigentlich funktionieren. Seither machen zahlreiche Bank-Austria-Kunden ihrem Ärger über ihre Probleme über die Social Media-Dienste Facebook und Twitter Luft. "Bis jetzt a anziger Pfusch.." kommentierte auf Facebook etwa einer der vielen frustrierten Bank Austria-Kunden am Freitag am fünften Tag nach der Umstellung anhaltendende Systemausfälle beim Online-Banking der Bank Austria. Vorübergehend waren auch das Kontoauszugsservice und die Bargeldbehebung am Automaten nicht möglich, geht aus Postings der User hervor.

Kunden berichten von falschen Kontoständen

Nicht nur private Bank-Austria-Kunden sind von den Systemausfällen betroffen und können ihre Überweisungen und Daueraufträge nicht wie geplant und zeitgerecht durchführen oder berichten von falschen Kontoständen. Einige Arbeitgeber, die ihre Konten bei der Bank Austria haben, haben offensichtlich ihre monatlichen Gehaltsüberweisungen an ihre Arbeitnehmer nicht durchführen können, wie aus den zahlreichen Postings auf Facebook weiter hervorgeht.

Am Montag und Dienstag habe es unter anderem bei Überweisungen ein Problem gegeben, so der Bank-Sprecher. Datenfiles seien im System hängen geblieben. Diese habe man identifiziert. Alle seien bis Mittwochabend - das war der letzte Arbeitstag im Oktober - versandt worden. Diese Überweisungen sollten in der Zwischenzeit auch schon bei den anderen Banken eingetroffen sein und abhängig vom Buchungszeitpunkt heute sichtbar werden. "Sollte der eine oder andere Kunde in eine nachteilige Situation geraten sein, dann werden wir bei jedem Einzelnen eine individuelle Lösung finden", kündigte Halama an. "Wenn ein finanzieller Schaden entstanden ist, werden wir dafür gerade stehen". Die Höhe der möglichen Kundenschäden sei noch nicht abschätzbar. "Da müssen wir den heutigen Tag abwarten", so der Bank-Sprecher.

Eine der größte IT-Umstellungen

Kern aller Probleme sei die große Komplexität der Umstellung. Für die Bank Austria sei es die größte EDV-Umstellung ihrer Geschichte. Das gesamte System sei neu aufgestellt worden. Wahrscheinlich ist es auch österreichweit die größte IT-Umstellung. "Rund 10.000 Rechner und alle Applikationen laufen auf diesem System. Pro Tag werden mehrere Millionen Transaktionen durchgeführt", so Halama.

Nach der Freischaltung am Montag sei man zur Mittagszeit erstmals in Stabilitätsprobleme hineingelaufen. Es hätten sich Fehlerbilder gezeigt, die man in den Testläufen nicht gesehen habe. Auslöser seien die wirklich sehr hohen Zugriffszahlen gewesen. Das System sei zwar schon groß skaliert, aber habe trotzdem Obergrenzen. Das vergangene Wochenende habe man deswegen ausgewählt, weil es durch den Feiertag am Freitag einen zusätzlichen Tag gegeben habe.

"Habe kein Gehalt überwiesen bekommen!"

Der Unmut bei den Bank-Kunden war groß. "Ich selbst bin kein Bank Austria Kunde aber mein Arbeitgeber hat bei Ihnen nun mal seine Konten und so habe ich bis heute noch kein Gehalt überwiesen bekommen! Miete und sonstige monatliche Verpflichtungen sind natürlich trotzdem zu zahlen und so rutsche ich nun unverschuldet in ein saftiges Minus - tragen Sie dafür nun die Verantwortung und die mir zu Unrecht angelasteten Kosten? Ich kann Ihnen gar nicht beschreiben welchen unsagbaren Zorn ich auf Ihre Bank habe!", schreibt etwa Verena M. auf Facebook.

"Wer hat dieses System nur getestet und wer hat dieses System so abgenommen? Ich komme mir wie ein Alpha-Tester vor (Beta-Zustand kann man diesem System leider noch nicht mal bescheinigen)", so Dieter D. "Bei der Hotline wird einem geraten, einen anderen Browser zu verwenden. Ich hab glaubt ich spinn'. Ich soll "mein System" umstellen, weil ihr am Kunden vorbei programmiert und dieses "tolle System" nicht in den Griff bekommt! Ich bin schon gespannt auf die "unbürokratischen Lösungen, die für die entstandenen Nachteile angeboten werden", schreibt ein anderer Kunde.

"Wenigstens haben die eine Arbeit"

"WTF? Experimentiert ihr seit der IT-Umstellung mit Wurmlöchern?", fragt sich Twitterer Bernd, der von der Bank ein Mail bekommen hat, dass sein Anlegerprofil am 07.2.2011 abläuft. Das Problem mit den zeitweise wechselnden Sprachen sei bereits in Klärung, hieß es von der Bank zu einem der vielen anderen Kritikpunkte. "Hier geht es nicht darum 'an den Verbesserungen' zu arbeiten, hier geht es primär ausschließlich darum, ein funktionierendes System auf die Beine zu stellen", so Wolfgang P. auf Facebook, wo sich bis Freitag Mittag bereits knapp 300 Kommentar e zu diesem Thema fanden. "Der Umzug auf italienische Server der Unicredit war keine gute Idee", meint Jakob St. auf Twitter.

(APA)

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