Inselstreit würgt Japans Wirtschaft ab

Inselstreit wuergt Japans Wirtschaft
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Der Konflikt mit China um unbewohnte Inseln im Ostchinesischen Meer trifft die japanische Wirtschaft hart. Chinesische Schiffe steuern erneut auf Provokationskurs.

Peking. Säbelrasseln und Provokationen im Ostchinesischen Meer zwischen der Volksrepublik China und Japan gehen weiter: Am Wochenende sind erneut chinesische Schiffe in die Gewässer rund um ein zwischen den beiden Staaten umstrittenes Archipel eingedrungen, das die Japaner Senkaku und die Chinesen Diaoyu nennen. Peking und Tokio streiten offen und heftig um die unbewohnte Inselgruppe, die strategisch günstig in fischreichen Gewässern liegt und in deren Umgebung größere Erdöl- und Erdgasvorkommen vermutet werden.

Der seit Monaten schwelende Streit hat inzwischen dazu geführt, dass Japans ohnehin angeschlagene Wirtschaft nun in eine Rezession schlittert. Im September ist die Industrieproduktion um 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken, der Außenhandel brach um 10,3 Prozent ein. Allein nach China gingen Japans Ausfuhren um 14,1 Prozent zurück. Vor allem Japans Autohersteller trifft es hart. Sie beklagen Absatzrückgänge im zweistelligen Prozentbereich.

Das hat Japans Führung inzwischen dazu veranlasst, auf diplomatischem Wege eine Konfliktlösung mit China zu sondieren. In Shanghai soll es bereits zu einem Treffen zwischen Topdiplomaten gekommen sein. Dass chinesische und japanische Regierungsvertreter überhaupt miteinander über die Inseln sprechen, ist schon ein Erfolg. Den ganzen September über haben beide Seiten verbal aufgerüstet; sogar mit Militärschlägen wurde gedroht.

 

Boykottaufrufe zeigten Wirkung

Angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs in Japan sieht sich die Führung in Peking unerwartet in einer stärkeren Position. Auch sie hat unterschätzt, welche Wirkung Boykottaufrufe chinesischer Japan-Gegner inzwischen erzielen. Letztlich hat aber auch Peking kein Interesse an einem dauerhaft schwachen Handel mit Japan. Der japanische Autohersteller Toyota hat in einer Reihe chinesischer Fabriken bereits die Produktion zurückgefahren. Das wiederum gefährdet Arbeitsplätze in China.

Als Anfang September der für seine antichinesische Haltung bekannte Gouverneur von Tokio, der 80-jährige Shintaro Ishihara, die Inseln von einer japanischen Privatfamilie abkaufen wollte, kam Japans Zentralregierung ihm zuvor. Das wiederum empfand die chinesische Regierung als Provokation. In China kam es daraufhin zu teilweise gewaltsamen antijapanischen Protesten.

Ishihara ist inzwischen von seinem Amt als Gouverneur von Tokio zurückgetreten, um auf nationaler Bühne eine eigene politische Partei zu gründen. Zusammen mit dem ebenfalls weit rechts stehenden Bürgermeister von Osaka, Toru Hashimoto, will er bei den kommenden Wahlen zur entscheidenden dritten Kraft werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2012)


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