Russlands Verteidigungsminister Anatolij Serdjukow, der als Vertrauter des Präsidenten galt, soll in unsaubere Immobiliendeals verwickelt sein. Intern war Serdjukow schon seit Langem umstritten.
Wien/Moskau/som. Das Schreiben bestand aus zwei kurzen Sätzen. „Verteidigungsminister Anatolij Eduardowitsch Serdjukow wird aus seinem Amt entlassen“, der Ukas habe mit der Unterschrift des Präsidenten sofortige Wirkung.
Russlands Präsident Wladimir Putin entließ am Dienstat einen alten St. Petersburger Vertrauten, der seit 2007 das Verteidigungsressort leitete. Davor war er Chef der Steuerbehörde. Serdjukow, der für den Präsidenten als Kontrolleur „riesiger Budgetmittel“ (Putin) die Modernisierung der Streitkräfte überwachen sollte, ist vordergründig aufgrund finanzieller Unregelmäßigkeiten unbequem geworden. Die zum Ministerium gehörende Firma „Oboronservice“ soll unter anderem mit Immobiliendeals fast 80 Millionen Euro zur Seite geschafft haben. Intern war Serdjukow schon seit Langem umstritten. Armee-Offiziere warfen dem 50-Jährigen vor, als Zivilist keine Ahnung vom Militär einer Weltmacht zu haben. Serdjukow soll Militärangehörige einmal herablassend „Menschen in Grün“ genannt haben. Die Entlassung sei Putins „persönliche“ Entscheidung gewesen, sagte sein Sprecher Dmitrij Peskow. Putin ernannte den bisherigen Gouverneur der Region Moskau-Land, Wladimir Schoigu, zum neuen Minister.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2012)