Dänisches Fettnäpfchen

Dänemark schafft die Fettsteuer wieder ab. Weil die Leute im Ausland einkaufen.

In der viel diskutierten US-Dokumentation „Super Size Me“ verordnet sich Morgan Spurlock eine Diät, die ausschließlich aus „Super-Size-Menüs“ von McDonald's besteht. Binnen weniger Wochen führte das zum gesundheitlichen Super-GAU. Was läge da näher, als die Lebensmittelindustrie und damit indirekt auch die Kunden für ihren Gusto auf Ungesundes zu bestrafen, indem man Fett besteuert? Das hat Dänemark vor einem Jahr als erstes Land weltweit getan.

Doch was passierte? Statt dass die Bürger zu Gemüse, Obst und Vollkornprodukten gegriffen hätten, wurden sie zu Fettsteuerflüchtlingen. Sie kauften einfach billig im Ausland ein. Fazit: Die dänischen Wurstfabriken drohten mit Kündigungen. Deshalb schafft die dänische Regierung die Fettsteuer jetzt wieder ab.

Bleibt die Frage, was die Dänen nun im Kampf gegen das Übergewicht unternehmen. Horrorbilder wie auf Zigarettenschachteln? Fotos von verfetteten Organen, verstopften Arterien und Herzinfarktopfern auf Fertigpizza- und Chipspackungen? Wer verführt werden will, findet bekanntlich einen Weg, auch wenn ihm Hindernisse in den Weg gelegt werden.

Deshalb ist das einzig probate Mittel gegen schlechte Ernährung ein kritischer, sensibilisierter Konsument. Dazu soll der Staat auch einen Beitrag leisten. Wer Konsumenten aber mit Strafen erziehen will, der scheitert.

eva.steindorfer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2012)

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