Schattenbanken setzten im Vorjahr 67 Billionen Dollar um, unterliegen aber nicht der Bankenaufsicht. Das größte parallele Bankensystem haben die USA.
Vier Jahre nach der Lehman-Brothers-Pleite, als das weltweite Finanzsystem an der Kippe stand, sind sie wieder dick da: Die sogenannten Schattenbanken, deren Transaktionen nicht der üblichen Finanzmarktregulierung unterliegen. Im vergangenen Jahr haben sie rund 67 Billionen Dollar (52,6 Billionen Euro) umgesetzt. Damit sei ihr Umsatz im Vergleich zu 2010 um fünf bis sechs Billionen Dollar gewachsen, heißt im Jahresbericht (als pdf) des Finanzstabilitätsrats (FSB), der am Sonntag in Genf vorgestellt wurde.
Bei Schattenbanken handelt es sich um Institute oder Geschäftszweige, die bankähnliche Aufgaben wie Finanzierungen übernehmen, ohne jedoch der Bankenaufsicht zu unterliegen. Das vor allem Hedgefonds, Geldmarktfonds, aber auch Zweckgesellschaften, also Institute, die auch für riskante Geschäfte bekannt sind.
Ein Viertel aller Transaktionen
Für seinen Bericht untersuchte der FSB seine 24 Mitgliedsstaaten sowie Chile. Die 25 untersuchten Länder machen 90 Prozent des weltweiten Kapitals aus. Dabei kam der FSB zu dem Ergebnis, dass Schattenbanken im vergangenen Jahr 25 Prozent aller Finanztransaktionen tätigten. 2007, vor der Finanzkrise, waren es dem Bericht zufolge 27 Prozent - allerdings im Wert von nur 62 Billionen Dollar (also fünf Billionen Dollar weniger als 2011). Der Anteil dürfte aber noch größer sein, da viele Hedgefonds in Steuer- und Finanzparadiesen angesiedelt sind. Von dort erhalten die Aufseher oft keine genauen Daten.
Das größte parallele Bankensystem haben die USA: Die Schattenbanken hatten dort 2011 ein Kapital von 23 Billionen Dollar. Auf dem zweiten und dritten Platz folgten die Eurostaaten mit 22 Billionen Dollar und der wichtige Finanzhandelsplatz Großbritannien mit neun Billionen Dollar. Die größten Schattenbanken gemessen an ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP) hatten den Angaben zufolge Hongkong (520 Prozent des BIP), die Niederlande (490 Prozent), Großbritannien (370 Prozent), Singapur (260 Prozent) und die Schweiz (210 Prozent).
Wunsch nach besserer Beaufsichtigung
Die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) hat den FSB damit beauftragt, Vorschläge zum künftigen Umgang mit Schattenbanken zu machen. Am Sonntag kündigte das Gremium an, im September 2013 seine Empfehlungen für eine bessere Beaufsichtigung der Schattenbanken zu veröffentlichen.
Dabei wird betont, dass Schattenbanken an sich nichts Schlechtes seien. Allerdings könnten sie Finanzkrisen beschleunigen oder selbst auslösen.
Schattenbanken nehmen Einlagen entgegen und vergeben Kredite wie gewöhnliche Banken. Weil sie das aber über komplizierte Firmenkonstruktionen tun, entziehen sie sich großteils dem Bankenrecht.
Das ist ein Problem für die Finanzmärkte. Kippt eine Schattenbank um, weiß man meist nicht, was das für die anderen Finanzakteure heißt; sie ist ja unreguliert. Die EU-Kommission plant, diesen Sektor an die kurze Leine zu nehmen.
(APA/AFP)