Zeugen über Estibaliz C.: "Umgänglich" bis "kratzbürstig"

Estibaliz C. bei ihrem dritten Prozesstag im Wiener Straflandesgericht
Estibaliz C. bei ihrem dritten Prozesstag im Wiener Straflandesgericht(c) APA HELMUT FOHRINGER HELMUT FOHRINGER
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Der Gerichtsmediziner zeigte den Geschworenen Bilder der Leichenteile. Zeugen charakterisierten Angeklagte und Opfer. Morgen soll es ein Urteil geben.

Im Wiener Straflandesgericht ist am Mittwoch der Prozess gegen die Eissalon-Besitzerin Estibaliz C. fortgesetzt worden, die im April 2008 ihren Ex-Mann Holger H. und im November 2011 ihren Lebensgefährten Manfred H. erschossen, zerstückelt, in Beton gegossen und im Keller ihres Geschäfts in der Oswaldgasse in Wien-Meidling versteckt haben soll. (>> zur Chronologie des Falles)

Der Prozesstag hat mit weiteren Zeugenbefragungen begonnen. Freunde, Bekannte und Mitarbeiter von Estibaliz C. sollten Aufschluss über die Persönlichkeit der Angeklagten und ihrer Opfer geben. Am Nachmittag schockte Gerichtsmediziner Johann Missliwetz mit einer Powerpoint-Präsentation, die Großaufnahmen der Leichenteile enthielt.

Es scheint mittlerweile gesichert, dass das Verfahren wie geplant morgen, Donnerstag, mit dem erstinstanzlichen Urteil zu Ende gehen wird. Sämtliche Personen, die keine Ladung zur Hauptverhandlung erhalten hatten, weil die zuständige Kanzlei es verabsäumte, die Zeugenladungen abzufertigen, konnten inzwischen verständigt werden und sollen nun in den verbleibenden zwei Verhandlungstagen vor dem Schwurgericht (Vorsitz: Susanne Lehr) erscheinen und aussagen.

Bilder von Leichenteilen

Der Gerichtsmediziner zeigte den Geschworenen einen abgetrennten Unterschenkel, an dem sich noch ein Fuß befand. Das nächste Bild kommentierte der Sachverständige folgendermaßen: "Was Sie hier sehen, ist ein Kehldeckel und die Speiseröhre. Man erkennt, dass eine scharfe Durchtrennung stattgefunden hat."

In weiterer Folge projizierte Missliwetz weitere Leichenteile sowie die abgetrennten Köpfe von Holger H. und Manfred H. auf die Leinwand, dem Ex-Mann und dem Lebensgefährten von Estibaliz C., die die 34-Jährige im April 2008 bzw. im November 2010 erschossen haben soll. Das Zerteilen der Leiche müsse "eine große Sauerei" verursacht haben, bemerkte der Sachverständige. Beide Männer wurden laut Missliwetz aus kurzer Entfernung von hinten bzw. der Seite erschossen. Mit den sterblichen Überresten wurden auch die beiden Kettensägen einbetoniert, mit denen die Opfer zerkleinert worden waren.

Beschreibungen von Estibaliz C. und ihrer Oper

Eine ehemalige Angestellte der "Schleckeria" hatte Hinterberger zuvor als "sehr nett, sehr brav" geschildert. Auch ihre Chefin sei umgänglich gewesen. Als ihr Lebensgefährte plötzlich von der Bildfläche verschwand und sie sich für seinen Verbleib interessierte, habe ihr Estibaliz C. erklärt, dieser liege - vermutlich in Gesellschaft eines jungen Mädchens - "irgendwo in der Sonne".

Ein Trafikant, der unmittelbar neben dem Eissalon Tabak-Waren verkauft hatte, erstellte regelrecht ein Psychogramm der Angeklagten. Diese sei "eher selbstbewusst" und nicht unterwürfig, wie Estibaliz C. in ihrer Einvernahme erklärt hatte. Ihre Haltung sei immer "Die Chefin bin ich" gewesen: "Wenn jemand einer anderen Meinung war, hat sie sich unterdrückt gefühlt." Sie sei dann "kratzbürstig" gewesen, sagte der Zeuge. Kritik habe die Frau nicht vertragen.

Holger H. skizzierte der Trafikant als durchaus fleißig, der im Unterschied zur Behauptung der Angeklagten sehr wohl im Geschäft mitgearbeitet habe. Sein Verschwinden habe seine Ex-Frau damit erklärt, dieser sei zu einem Freund nach Bayern ausgewandert. Das habe er akzeptiert: "Es ist nicht so unüblich, dass man in einer Ehe verschwindet und dann nicht mehr auftaucht."

Manfred H. sei demgegenüber "etwas herablassend, von oben herab" und "ein Vollblutkaufmann" gewesen, gab der Trafikant zu Protokoll. Er habe zu Estibaliz C. gesagt "Du bist sehr dominant, er ist dominant. Lange geht das nicht gut" und damit recht behalten.

Fremdgeher und "Teddybär"

Eine langjährige Freundin von Estibaliz C. beschrieb Holger H. als "Teddybär", während Manfred H. demgegenüber während der Beziehung mit Estibaliz C. öfters fremdgegangen sei und von dieser eine Brust-Operation verlangt habe, weil das bei Frauen ab 30 geboten sei.

Die Ehe mit Holger H. sei zunächst gut gelaufen, doch als der Mann den drängenden Kinderwunsch von Estibaliz C. ignorierte, sei das "ein Problem" gewesen. Nach der einvernehmlichen Scheidung sei Holger bei ihrer Freundin wohnen geblieben und habe mit dieser weiter den Eissalon betrieben. "Holger wollte nur mehr ihre Arbeitskraft. Aber als Frau war sie ihm egal", sagte die 43 Jahre alte Zeugin.

In Manfred H., mit dem die Angeklagte im März 2009 zusammengekommen sei, sei Estibaliz C. "sehr verliebt" gewesen. Während die Zeugin seine laute und polternde Art nicht mochte, habe ihre Freundin erklärt: "Mit dem will ich ein Kind!" Als Estibaliz C. feststellte, dass ihr Lebensgefährte untreu war und auch mit anderen Frauen verkehrte, sei sie "total aufgelöst" gewesen.

Geäußerte Mordgedanken

In weiterer Folge habe die 34-Jährige einmal gesagt, sie werde Manfred "irgendwo runterstürzen" und das als Unfall tarnen. Sie habe diese Ankündigung ebenso wenig ernst genommen wie eine spätere, als Estibaliz C. gemeint hatte, sie werde ihren Freund "erschießen und erstechen und die Leiche mit Katzenstreu tarnen, dass es nicht stinkt", so die Zeugin.

(APA)

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