Mordprozess: Psycho-Gutachten als Schlussakt

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Mordprozess PsychoGutachten Schlussakt c EPA HELMUT FOHRINGER
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Am Donnerstag soll das Urteil über die frühere Eissalonbesitzerin Estibaliz C. fallen. Der 34-jährigen Spanierin droht lebenslange Haft. Am Mittwoch erklärte eine Zeugin, C. habe eine Bluttat sogar angekündigt.

Wien. Lostag für die frühere Eissalonbesitzerin Estibaliz C.: Am Donnerstag, in den Abendstunden, soll das Urteil der Geschworenen verkündet werden. Der 34-jährigen Spanierin droht wegen zweifachen Mordes lebenslange Haft. Möglich ist auch eine zeitlich begrenzte Strafe: zehn bis zwanzig Jahre Haft. Zusätzlich muss die Frau mit einer Einweisung in eine psychiatrische Anstalt rechnen. In dem Fall würde die Therapie aber wohl innerhalb der Haftanstalt erfolgen.

Vor Bekanntgabe des Urteils durch Richterin Susanne Lehr steht im Großen Schwurgerichtssaal des Grauen Hauses vor allem die Erörterung des psychiatrischen Gutachtens, verfasst von der prominenten Linzer Primaria Adelheid Kastner, auf dem Programm. Diese bescheinigt der Angeklagten, die zuerst ihren Exmann und später ihren Lebensgefährten erschossen hat (und sich umfassend schuldig bekennt) eine „massive Persönlichkeitsstörung“.

Wie berichtet, „befürchtet“ Kastner ganz „konkret“, dass die Spanierin „in ähnlichen, nämlich schwer lösbaren Konfliktsituationen, wieder Taten mit schweren Folgen begehen wird“. Estibaliz C. gilt dennoch als zurechnungsfähig.

Am Mittwoch, dem dritten Verhandlungstag um die beiden erschossenen Männer, deren Leichen zerstückelt und im Keller des Eissalons einbetoniert wurden, ging es vorerst um die Frage, ob jene sieben Personen, die auf der Zeugenliste stehen, von der zuständigen Gerichtskanzlei aber keine Ladung erhalten haben, doch noch zur Verhandlung kommen können. Dies sei möglich, beruhigte Richterin Lehr. Allerdings könnten nun einige für Mittwoch geplante Zeugen erst am Donnerstag aussagen, wodurch es zu Verzögerungen käme.

Sodann wurden die Persönlichkeiten der Angeklagten und der Opfer beleuchtet. Eine Ex-Angestellte des früheren Eissalons von Estibaliz C. schilderte Manfred H., das zweite Opfer, als „sehr nett, sehr brav“, auch ihre Chefin, C., sei umgänglich gewesen. Als deren Lebensgefährte plötzlich verschwand und sie sich für seinen Verbleib interessierte, habe ihr Estibaliz C. erklärt, der Mann liege vermutlich in Gesellschaft eines jungen Mädchens „irgendwo in der Sonne“.

Ein Trafikant, der unmittelbar neben dem Eissalon angesiedelt war, erstellte regelrecht ein Psychogramm der Angeklagten. Diese sei „eher selbstbewusst“ und nicht unterwürfig, wie Estibaliz C. in ihrer Einvernahme erklärt hatte. Ihre Haltung sei immer gewesen: „Die Chefin bin ich.“ Kritik habe die Frau nicht vertragen.

„Den Manfred irgendwo runterstürzen“

Eine 43-jährige Frau, langjährige Freundin der Angeklagten, sagte aus, dass C. in Manfred H. „sehr verliebt“ gewesen sei. Sie habe erklärt: „Mit dem will ich ein Kind!“ Als C. feststellte, dass ihr Lebensgefährte untreu war, habe sie gesagt, sie werde Manfred „irgendwo runterstürzen“ und das als Unfall tarnen. Später habe C. gemeint, sie werde den Mann „erschießen und erstechen und die Leiche mit Katzenstreu tarnen, dass es nicht stinkt“. Freilich habe sie dies nicht ernst genommen, sagte die Zeugin. Die Frau konnte nicht ahnen, wie ernst Estibaliz C. dies gemeint hatte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2012)

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