Bucher: "Bei Stronach wird sich alles relativieren"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Die Grazer Niederlage sei ein Einzelfall, sagt Josef Bucher im Interview mit der "Presse". Spitzenkandidat Gerald Grosz habe "eine Entscheidung zu treffen". Der Wiedereinzug in den Nationalrat sei sicher.

Die Presse: Mit Rainer Widmann haben Sie am Mittwoch den neuen BZÖ-Generalsekretär präsentiert. Hat Bündniskoordinator Markus Fauland die Arbeit nicht mehr geschafft?

Josef Bucher: Im Gegenteil. Aber es stehen große Herausforderungen an, die ein Koordinator allein gar nicht schaffen kann: die Nationalrats- und die Kärntner Wahlen. Daher brauchen wir Verstärkung an der Spitze.

Waren Sie als Parteichef und war das BZÖ bisher zu leise, zu unauffällig?

Ich sicher nicht. Aber Optimieren und Zuspitzen geht immer.

Wird das BZÖ jetzt populistischer?

Das wohl nicht. Aber wir müssen noch stärker kommunizieren, dass wir keine Scheu vor Reformen haben, im Gegenteil: von der Bildungspolitik über die Verwaltung bis zur Verteidigungspolitik. Den Esprit haben wir, und Freiheit und Liberalismus sind Themen, die zunehmend zu Buche schlagen.

Warum zeigt sich das dann nicht bei Wahlen? In Graz fliegt das BZÖ aus dem Gemeinderat. Minus 2,97 Prozentpunkte, das ist doch ein Debakel.

Das ist absolut schmerzhaft. Es war aber auch eine Denkzettelwahl. Die Grazer wollten signalisieren: Verliert nicht das soziale Gewissen, viele Haushalte haben Probleme zu überleben. Das Ergebnis zugunsten der Kommunisten halte ich aber für einen Einzelfall und für bundespolitisch nicht relevant.

Das BZÖ hätte ja auch punkten können. Muss sich der Spitzenkandidat und steirische Parteichef Gerald Grosz jetzt einen neuen Job suchen?

Nein. Er hat eine Entscheidung zu treffen, die ich akzeptieren werde. Ich bin sicher, dass er im Interesse der Partei handeln wird.

Was wäre im Interesse der Partei? Dass er geht?

Das sage ich ihm sicher nicht, weil er selbst und frei entscheidet. Und weil ich ihn nach wie vor sehr schätze, was sein politisches Gespür betrifft. Ich mache keinen Druck.

Droht in Kärnten im März die nächste Niederlage? Der Einzug des BZÖ in den Landtag wackelt.

Alle Umfragen sagen uns einen sicheren Einzug voraus. Wir können in Kärnten als neue Kraft nur gewinnen. Wir sind ja nicht im Landtag (weil das einstige BZÖ nach der Wahl 2009 zur FPK wurde, Anm.). So gesehen könnte man überspitzt sagen: Selbst wenn sich nur eine Stimme für das BZÖ findet, nämlich meine, hätten wir ein Plus. Messlatte für mich als Spitzenkandidat ist der Einzug in den Landtag.

Was, wenn das nicht klappt? Würden Sie dann Konsequenzen ziehen und als BZÖ-Chef gehen?

Ich habe immer gesagt, dass die gesamte Partei auf die Nationalratswahlen ausgerichtet ist. Auch wenn ich Landeshauptmann Kärntens werde, werde ich als Spitzenkandidat für das BZÖ antreten, unter allen Umständen.

Umfragen sagen anderes, aber wenn Sie tatsächlich Landeshauptmann wären: Mit welchen Kräften würden Sie zusammenarbeiten?

Mit allen vernünftigen. Wobei es etwa bei der FPK nach der Wahl sicher neue Gesichter geben wird. Ich schließe niemanden aus.

Im Bund hat das BZÖ aktuell nur noch 13 von 21 Mandataren. Wie schwierig wird es bei den Nationalratswahlen bei einem immer engeren Feld – Stichwort Team Stronach, Stichwort Neos?

Einige haben sich von Frank Stronach abwerben lassen. Wir, die Unbestechlichen, werden bleiben, darin liegt viel Kraft. 2008 waren wir auch vorher sieben und hatten zuerst null Chance auf einen Einzug in den Nationalrat. Schauen wir, welche Scheußlichkeiten über den Herrn Stronach noch an die Oberfläche kommen. Dann wird sich alles relativieren.

Frank Stronach hat Sie auf Unterlassung geklagt, weil Sie behauptet haben, er habe Sie um 500.000 Euro kaufen wollen. Davor hat das BZÖ Stronach wegen Bestechung angezeigt. Ist das der Anfang einer Klagsflut?

Nein. Wir haben Stronach angezeigt, weil mir und zwei anderen Geld geboten worden ist. Wobei er das Angebot selbst nie abgestritten hat. Nur, wohin das Geld überwiesen werden sollte, ist ungeklärt. Jetzt hat Stronach mit der Klage wohl die Flucht nach vorn angetreten. Ich bin gelassen.

Sie haben den Wiedereinzug des BZÖ 2008 unter Jörg Haider angesprochen. Ist ein Überraschungserfolg ohne ihn überhaupt möglich?

Das war eine Sensation und bleibt beispiellos. Unser Ziel ist der Wiedereinzug.

Mit wie viel Prozent? Ihr neuer Generalsekretär Widmann spricht von sechs Prozent plus.

Ich spreche vom Wiedereinzug, also von mindestens vier Prozent. Das wird gelingen. Wenn es mehr wird, umso besser. Seit 2009 sind wir rechtsliberal positioniert. Es braucht länger, bis man als junge Partei eine politische Zuordnung hat und diese auch wahrgenommen wird. 2013 wird es so weit sein.

Auf einen Blick

Bei der Graz-Wahl am Sonntag erreichte das BZÖ mit Spitzenkandidat Gerald Grosz nur noch 1,34Prozent und damit um 2,97 Prozentpunkte weniger als 2008. Das BZÖ verliert somit seine zwei Sitze im Gemeinderat.

Im Bund liegt das BZÖ in Umfragen zurzeit teilweise unter vier Prozent. Damit käme die Partei nicht wieder in den Nationalrat. Eine neue Konkurrenz – neben anderen wie den Neos – ist die Partei des Unternehmers Frank Stronach. Fünf frühere BZÖ-Abgeordnete sind bereits in den Klub Stronach gewechselt.

Neuer Generalsekretär des BZÖ ist seit Mittwoch der oberösterreichische Mandatar Rainer Widmann. Er soll Bündniskoordinator Markus Fauland insbesondere bei der Kommunikation nach außen unterstützen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Chef und vier seiner Abgeordneten in den neuen Klub-Räumlichkeiten des "Team Stronach"."
Politik

Besuch vom Chef: Team Stronach weiht Klubräume ein

Der neue Klub soll in fünf Ausschüssen vertreten sein, Berufspolitiker sind im Team aber nicht erwünscht. Zum Eurofighter-Deal sagt Stronach nur etwas, wenn er "ungekürzt wiedergegeben" wird.
Stronach Beim zweiten will
Politik

Stronach: "Beim zweiten Mal bekommen wir Absolute"

Magna-Gründer Frank Stronach peilt bei der Wahl 2013 "so viele Stimmen wie möglich" an. Auch stellt er fest: "Ich will keine Berufspolitiker."
Stronach holt frueheren Linzer
Politik

Stronach holt früheren Linzer Polizeidirektor an Bord

"Das ist kein Gerücht": Walter Widholm vertritt Stronach künftig in Oberösterreich. Und "Agrarrebell" Steinbichler soll sein Stellvertreter werden.
Stronach inseriert freundlich gesinnte
Medien

Stronach inseriert nur in "freundlich gesinnte" Medien

Neo-Politiker Frank Stronach macht Inserate vom Wohlwollen der Medien abhängig. Man werde nur "in Medien gehen, von denen auch eine positive Berichterstattung zu erwarten ist."
Nach Kritik: Stronach ändert Interview-Formular
Medien

Nach Kritik: Stronach ändert Interview-Formular

Das Team Stronach will die Vereinbarung zur Autorisierung von Interviews "aktualisieren". Der Österreichische Journalisten Club spricht von "Augenauswischerei".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.