Ahnungslos im Ausland

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Partys und Projekte:Beqë Cufajs Kurzroman über internationale Helfer im Kosovo ist eine harsche Kritik an humanitären Einsätzen.

„Die Arglosen im Ausland“ nannte Mark Twain sein Tagebuch einer Reise aus dem Jahr 1867 durch Europa und das Heilige Land. Auch der aus dem Kosovo stammende Autor Beqë Cufaj hat knapp 150 Jahre später über Arglose im Ausland geschrieben, wenn auch unter anderen Bedingungen. Im Gegensatz zu Twains wunderlichen Amerikanern haben Cufajs Helden eine Mission: Sie sollen als Mitarbeiter der UNO ein vom Krieg verwüstetes Land aufbauen. Weniger arg- und ahnungslos als Twains Touristen in der Alten Welt sind sie indes nicht.

Cufaj veröffentlichte vor sieben Jahren seinen Roman „Glanz der Fremde“ über das Auswandererschicksal zweier Kosovaren. In „Projekt@Party“ lässt er die Auswanderer des Westens in einem nicht genannten, aber als Kosovo erkennbaren Staat zusammenkommen. Großes Glück ist ihnen „hier unten“ nicht beschieden: Das Verhältnis zu den Einheimischen, die ausschließlich als Vermieter, Fahrer und Dolmetscher auftreten, ist von Unverständnis geprägt. Auch beim Ausgehen, einer der Hauptbeschäftigungen der „Internationalen“, bleibt man unter sich.

Erzählt wird die Helferfarce aus der Perspektive eines deutschen Universitätsprofessors, dessen Arbeit vor lauter Projekttreffen nicht vom Fleck kommt. Als schließlich Unruhen ausbrechen, bietet sich ihm die Möglichkeit, „einen Schlussstrich unter das Missionieren zu ziehen“, wie der Professor am Ende des Tages überlegt. Hilfe? Es geht, glaubt man Cufaj, eher um Schadensbegrenzung. som

Beqë Cufaj: „Projekt@Party“. Übersetzt von Joachim Röhm, Secession Verlag, 143 S., 20,60 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2012)

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