Fabelwelt: Wiens erste mehrsprachige Kinderbuchhandlung

(c) Asma Aiad
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Der Buchladen Fabelwelt im vierten Bezirk soll in erster Linie Kinder ansprechen, die mit zwei oder mehreren Sprachen aufwachsen.

Wien. Fabelwelt, die erste mehrsprachige Kinderbuchhandlung Wiens, die soeben in der Schleifmühlgasse im vierten Bezirk eröffnet hat, will mehr sein als nur ein Geschäft. Mit einem breiten Angebot an Unterhaltungsprogrammen soll der Laden ein sozialer Treffpunkt für Kinder, Eltern und Jugendliche werden.

Mit ihrem Konzept wollen die beiden Betreiberinnen Agnes Wenninger und Lona Szep in erster Linie Kinder ansprechen, die in mehrsprachigen Familien aufwachsen. In gemütlichem Ambiente mit kindgerechter Einrichtung findet man in der Fabelwelt neben Büchern in verschiedenen Sprachen auch Mode und Accessoires, die von Jungdesignern für Kinder entworfen wurden.

Geplant sind künftig außerdem Märchenlesungen, Kinderyoga und Illustrationskunst. Vor dem Geschäft steht eine offene Auslage zum Tausch gebrauchter Kinderbücher zur Verfügung. Auch in der Buchhandlung gibt es keinen Konsumzwang. Eltern dürfen selbst Kuchen und Getränke mitnehmen.

Lang gehegter Traum

Wenninger und Szep träumten schon immer von einem eigenen Buchgeschäft. Früh wurde ihnen aber klar, dass sie sich spezialisieren müssen, um konkurrenzfähig zu sein. So hatten sie – beide sind zweifache Mütter – die Idee einer multilingualen Kinderbuchhandlung. Derzeit hat die Fabelwelt Kinderbücher in Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Italienisch im Sortiment. Bücher in den Sprachen der größten Migrantengruppen in Österreich (wie beispielsweise Türkisch, Serbokroatisch und Bosnisch) werden noch nicht angeboten.

Türkische Geschäfte

Türkische Kinderbücher findet man aber in den zahlreichen türkischen Buchgeschäften, die es in ganz Wien gibt. Meist werden dort auch andere Produkte wie Schreibwaren, aber auch Kleider, Gebetsteppiche und diverse religiöse Accessoires verkauft.

Eines dieser Geschäfte ist das „Aziziye Kitabevi“ im 15.Bezirk. Ismet Yildirim bietet darin rund 1000 Kinderbücher an. Neben Märchen und Kindergeschichten sind Yildirim zufolge auch religiöse Kinderbücher sehr gefragt. Da viele Kinder der türkischen Gastarbeiterfamilien auch gern deutsche Bücher lesen, erweiterte Yildirim seine Auswahl um Kinderbücher in deutscher Sprache.

Fremdsprachige Kinderbücher können in Wien auch ausgeliehen werden. Unter dem Titel „interkulturelle Bücherei“ bietet „Büchereien Wien“ jede Menge fremdsprachige Bücher, CDs, Videos und Kassetten – für Erwachsene ebenso wie für Kinder. „Kirango – Kinderplanet“ heißt ein weiteres Projekt der Gemeindebücherei. In 39 Zweigstellen gibt es für Kinder diverse Medien und Veranstaltungen in den Sprachen Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Türkisch, Ungarisch, Spanisch, Französisch und Russisch.

Angebot wird angenommen

Monika Reitprecht von „Büchereien Wien“ betont die Wichtigkeit der Muttersprache für den Erwerb von Deutschkenntnissen und verweist darauf, dass das Angebot an fremdsprachigen Kinderbüchern sehr gut angenommen wird.

Es gibt aber auch Sprachen, für die es kaum Angebote an Kinderbüchern gibt. Dies betrifft etwa Medien in kurdischer Sprache. Yusuf Budak arbeitet als Türkischlehrer in Wien. Seit einigen Jahren unterrichtet er auch Volksschulkinder in Kurdisch. Für den muttersprachlichen Unterricht in Kurdisch müssen aber Bücher aus Schweden bestellt werden. Auch sonst sind kurdische Kinderbücher in Wien schwer zu finden. Selbst bei der jährlich stattfindenden kurdischen Buchmesse sind Kinderbücher eine Rarität.

Aus diesem Grund brachten im vergangenen Jahr die Austrokurden Eren Kilic und Kamer Söylemez eine dreisprachige Kinderbuchreihe in Zazaki (einem kurdischen Dialekt), Türkisch und Deutsch heraus – wobei die Zielgruppe nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene sind, die ihre Muttersprache lernen wollen.

Auf einen Blick

Neue Buchhandlung. Mit der Fabelwelt im vierten Bezirk hat Wien nun einen Laden, der Kinderbücher aus aller Welt führt. Die Betreiberinnen, Lona Szep und Agnes Wenninger, sind zweifache Mütter. Unter dem Motto „Sharing Is Caring“ stellen sie vor dem Geschäft auch eine offen zugängliche Auslage zum Tausch von gebrauchten Kinderbüchern zur Verfügung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2012)

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