Preisgelder: Zocken für den Friedensnobelpreis

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Weil die Gewinne aus der Stiftung von Alfred Nobel schrumpfen, will das Nobelpreiskomitee jetzt stärker in Hedgefonds investieren. Gespart werden soll bei der Gala zur Preisverleihung.

Stockholm/Bloomberg. Die Nobelpreis-Stiftung, die in diesem Jahr ihre Preisgelder um 20 Prozent zurückfahren musste, plant mehr Investments in Hedgefonds. Auf diese Weise sollen die Renditen gesteigert und die Preisgelder wieder auf ihr gewohntes Niveau geführt werden.

„Wenn wir uns die Analysen ansehen, stellen wir fest, dass wir genau mit diesem Schritt bessere Renditen erreichen können, und das bei geringerem Risiko“, sagte der Executive Director der Stiftung, Lars Heikensten. „Falls wir Hedgefonds nehmen können, denen wir vertrauen, dann können wir bessere Renditen bei den gegebenen Risken erzielen.“ Seiner Meinung nach sollten die Hedgefonds-Investments wohl aber nicht vollständig in Schuldverschreibungen stecken.

Seit 2007 Verlust von 18 Prozent

Die Nobelpreis-Stiftung wurde im Jahr 1900 auf Initiative des schwedischen Industriellen Alfred Nobel gegründet, mit dem Ziel, Wissenschaftler mit Preisgeldern auszuzeichnen. In diesem Jahr musste der Barbetrag der Ehrungen zum ersten Mal seit 1949 reduziert werden. Der Einschnitt folgte auf ein Jahrzehnt mit schlechten Renditen, nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit der weltweiten Finanzkrise.

Ende 2011 verfügte die Stiftung über Investments im Volumen von 2,97 Mrd. Kronen (etwa 340 Mio. Euro), was einem Minus von 18 Prozent im Vergleich zu 2007 entspricht. Das geht aus Daten auf der Internetseite der Stiftung hervor. Vor diesem Hintergrund war das Preisgeld heuer auf acht Millionen Kronen begrenzt worden, nach zuvor zehn Millionen Kronen. Auf diese Weise sollte die Kapitaldecke geschützt werden.

„Wir leben in einer schwierigen Zeit. Und wir waren in den vergangenen zehn Jahren nicht so erfolgreich, wie man es sich wünschen würde“, erklärte Heikensten, einstiger Gouverneur der schwedischen Zentralbank. Die Stiftung „gab in jedem Jahr im Schnitt mehr Geld aus“, als sie einnahm – „und wir mussten nun einfach etwas unternehmen“.

Im Jahr 2011 steckten 47 Prozent des investierten Kapitals der Nobelpreis-Stiftung in Aktien – verglichen mit 67 Prozent im Jahr 2007, heißt es auf der Webseite. Über denselben Zeitraum hinweg stieg der Anteil alternativer Investments von zwölf Prozent auf nun 33 Prozent an.

Hinter den alternativen Investments stecken vor allem Gelder, die neben Hedgefonds auch verschiedenen Beteiligungsgesellschaften anvertraut worden sind. Anleihen und vergleichbare Investments lagen zuletzt bei 20 Prozent, nach 21 Prozent im Jahr 2007.

Die durchschnittliche Rendite des Portfolios betrug in diesen fünf Jahren nur etwa 0,6Prozent, wobei die Aktieninvestments – für sich genommen – der Nobelpreis-Stiftung einen Verlust von 2,4 Prozent eingebracht hatten.

Ob ein Strategiewechsel zum jetzigen Zeitpunkt allerdings von Erfolg gekrönt sein wird, ist fraglich. Laut dem HFRX Global Hedge Fund Index haben Hedgefonds in den ersten elf Monaten des laufenden Jahres um 2,4 Prozent zugelegt. Gleichzeitig schaffte der MSCI World Index für Aktien in aller Welt ein Plus von elf Prozent, nachdem er zwischen Ende 2007 und Ende 2011 noch um 26 Prozent abgesackt war.

Neben neuen Investment-Ansätzen versucht die Stiftung auch, ihre Kosten zu senken. So hat sie zum Beispiel ihre Partner für die jährliche Preisverleihungsgala in Stockholm (nur der Friedensnobelpreis wird in Oslo überreicht) angesprochen, um mit ihnen Preisreduzierungen von bis zu 20 Prozent auszuhandeln. Zur Gala kommen etwa 1300 Gäste, die Kosten für die letzjährige Gala lagen bei angeblich 20 Mio. Kronen).

Externe Berater helfen

Die Stiftung hat darüber hinaus externe Berater ins Haus gebracht und sich dazu entschlossen, die Anzahl der Investment- Alternativen von 40 auf 20 zu reduzieren. Das mache die Investments besser steuerbar, sagte Heikensten.

„Wir wollen definitiv nicht, dass das Preisgeld reduziert wird”, erklärte er. Letztlich hänge alles von der Entwicklung der Weltwirtschaft ab. „Ich denke, es (eine höhere Rendite, Anm.) sollte machbar sein.“

Auf einen Blick

Die Gewinne aus den Geldern, die einst Alfred Nobel in eine Stiftung einbrachte, um damit Wissenschaftler auszuzeichnen, schrumpfen. Heuer mussten die Preisgelder bereits um 20 Prozent gekürzt werden. Die Nobelpreis-Stiftung will nun stärker in Hedgefonds investieren, die größere Gewinne erzielen. Sparen will man künftig auch bei der Preisverleihungsgala in Stockholm und Oslo: Die Kosten dafür belaufen sich angeblich auf 20 Millionen Kronen (etwa 2,5 Millionen Euro). Externe Berater sollen dem Komitee weiterhelfen, Sparpotenziale zu finden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2012)

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