Lebensstil: Trends, Bewährtes und Schrott

"Die Presse"-Lebenredaktion blickt zurück auf das Jahr 2012. Von Körper & Kult bis Wald & Wiese, von Stadtleben bis richtig leben.

Richtig Leben

GOLD. Aus- und umsteigen. Altes sein lassen und Neues anfangen – davon träumten 2012 mehr Leute denn je. Die Wirtschaftskrise, Burn-out in Flächenbranddimension und genereller Überdruss geben den Anstoß zum Ausstieg.

SILBER. Caring & Sharing. Man muss nicht alles besitzen, damit einem die Welt gehört. Das alte Auto wird verkauft, das neue geteilt. Leute tauschen im Urlaub die Wohnungen oder im Alltag Dienstleistungen. Konsum mit Wohlfühl-Faktor.

BRONZE. Selbst gemacht. Schon lange wurde nicht mehr so viel gestrickt, genäht, eingekocht, gebacken und gegärtnert wie 2012. Besonders beliebt im urbanen Kollektiv. Wichtige Voraussetzung: schnelle, bunte Resultate.

SCHROTT. Rauchen. Liebste Angewohnheit nur noch von unbeugsamen Lifestyle-Guerilleros. Alle anderen taten es 2012 deutlich weniger. Sogar der Wiener „Zigarrenklub“ sperrte zu.

URGESTEIN. Landlust. Ursprünglich muss es sein, denn das wird gleichgesetzt mit überschaubar und gesund – geistig wie körperlich. Städter behelfen sich mit einem Haus auf dem Land, einem Geweih an der Wand und Omas Backrezepten.

Hay Molcho/Feuerküche/Amalthea

Kulinarik

GOLD. Fertiges vom Feinsten. Vorgefertigtes in allen Variationen und bester Qualität, am besten auch noch geliefert. Dazu Kochbücher lesen.

SILBER. Gutes Fleisch. Gemüse wird zwar auch geschätzt, Fleisch aber noch mehr. Heuer musste es aber bitte ganz besonders hochwertig sein.

BRONZE. Foodblogs. Es wird gebloggt, was das Zeug hält. Der Foodblog Award der Agrarmarkt Austria (AMA) gewann www.ziiikocht.at.

SCHROTT. Bubble Tea. Fast ginge dieser Platz an die Cup Cakes, wäre da nicht das Zuckerwasser, das sich als Tee ausgibt, auf- und abgetaucht.

URGESTEIN. Süßes. Es wird gebacken – gerne auch englisch und amerikanisch. Viele Hobbykonditoren entdecken die feine Patisserie für sich.

Fabry

Caring & Sharing

GOLD. Auto & Fahrrad. Das Angebot wird immer besser, die Nachfrage immer größer. Da fällt es leicht, auf ein eigenes  Auto zu verzichten.

SILBER. Wohltätigkeit. Das Klima wird rauer, aber die Menschen werden mutiger. Privatpersonen, die sich für andere einsetzen, inspirieren.

BRONZE. Modetausch. Die alten Fetzen gehen in die Sammeltonne, die neueren tauscht man ein – und zwar in einem Swap-Shop. Ein großer Spaß.

SCHROTT. Verzicht. Viele nette Experimente wurden da gemacht. Immer nur auf Zeit und mit „Rückkehroption“ ins alte Leben. Halbherzig.

URGESTEIN. Flohmärkte. Passen besonders gut ins Nachhaltigskeitszeitalter. Wer Möbel kauft und restauriert, befriedigt auch den Do-it-yourself-Trieb.

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Wald & Wiese

GOLD. Die Hütte. Fernreisen sind schlecht fürs Gewissen. Wir entdecken lieber unsere Umgebung, im Urlaub oder als Zweitwohnsitz.

SILBER. Die Hauswurst vom Bauern. Auf der Speisekarte ist regional – inklusive Kilometerangabe – Pflicht. Eingekauft wird beim Bauern.

BRONZE. Der Honig aus dem Wald. Wir wandern gerne im Wald und nehmen von dort auch gleich Honig, Beeren, Wild oder Zirbenbier mit.

SCHROTT. Das Hirschgeweih in der Wohnung. Es funktioniert einfach nicht. Ländliche Deko macht aus einer Stadtwohnung auch kein Bauernhaus.

URGESTEIN. Das Dirndl von der Schneiderin. Trachten werden jetzt wieder mit Stolz getragen – Lena Hoschek und Vivienne Westwood sei Dank.

AP

Wahre Geschenke

GOLD. Wahre Werte.
Geldgeschenke waren schon vor der Finanzkrise nicht schick: Besser: Kunst, antiquarische Bücher. Origineller als Goldmünzen.

SILBER. Listen abarbeiten. Wer sagt, dass nur Kinder Wunschlisten haben dürfen? Kinder freuen sich ja auch über Dinge, die sie „bestellt“ haben

BRONZE. K & K. Küchengeräte und Krawatten.   Warum eigentlich nicht? So lustig anzusehen, waren Mixer schon lange nicht.

SCHROTT. Geheime Wünsche. „Oh, das wollt ich schon immer haben.“  Warum hat es der oder die Beschenkte dann noch nicht? Eben.

URGESTEIN. Gutscheine.  Weder einfallsreich noch kreativ. Aber noch immer  besser als so vieles andere.

Fabry

Körper & Kult

GOLD. Outdoor. „Draußen“ stand 2012 besonders hoch im Kurs, entweder alleine – Klassiker Laufen – oder gemeinsam, zum Beispiel im Bootcamp.

SILBER. Ohne Geräte. Körpereinsatz statt Hanteln, das eigene Gewicht als Fitnessgeräte. Früher hieß das Turnen, heute Sling Training oder Antara. BRONZE. Online-Fitness. Geturnt wird, wann immer man Zeit hat. Die Anweisungen kommen aus dem Internet. z. B. aus dem Online-Yoga-Studio.

SCHROTT. Erlebnis-Thermen. Mega-Thermen sind problematisch, unrentabel, zu laut oder zu leise, zu voll oder zu leer, zu heiß oder zu kühl.

URGESTEIN. Yoga. Die als Turnübungen verpackte indische Geisteshaltung gibt es mittlerweile in zig Varianten, sogar für Hunde. Das heißt dann Doga.

AP/Red Bull Stratos

Debatte & Beitrag

GOLD. Felix Baumgartner. Der Salzburger Weltraumspringer gab den Anstoß zu der Debatte, wie weit es der Mensch noch bringen kann.

SILBER. Beschneidung. Religion plus Körperverletzung plus Verdacht auf Anti-Semitismus – die Mischung für eine brandheiße Diskussion.

BRONZE. Egg Freezing. Darauf wird man noch öfter zurückkommen; Frauen, die ohne Männer bis ins höhere Alter Kinder bekommen können.

SCHROTT. Das Ende der Männer. Es wird sie noch länger geben, die Männer – auch wenn sie einige „weibliche“ Eigenschaften lernen müssen.

URGESTEIN. Stillen. Die Frage, wie lange eine Frau ihr Kind stillt, regt seit Jahrzehnten auf. Auch heuer wieder. Diesmal ging es um einen Fünfjährigen.

(Red.)

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