Abrechnung: Wien im Jahr 2012

Abrechnung Wien Jahr 2012
Abrechnung Wien Jahr 2012APA-FOTO: HEILAND / ZAHA HADID ARCHITECTS
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Baustellen, Sherrifs und Stadtleben. Tops und Flops in Wien.

Stadtleben


GOLD. Das Gschwandner. Revitalisierungen, wie das Etablissement Gschwandner in Hernals, treffen auf mehreren Ebenen den Zeitgeist: die Sehnsucht nach der guten, alten Zeit, die Wiederentdeckung der Vorstadt und die Lust am Stilvollen Feiern.

SILBER. Swell-Time-Party. Wenn sich Partygäste in Petticoat, Retro-Anzug und mit Hut eine Stunde lang anstellen, um etwa im Gartenbaukino bei „Swell Time – a Mad Men night out“ zu tanzen, dann hat die Vintage-Party einen Nerv getroffen.

BRONZE. Die Betonküche. Ohne Guerilla und Pop-Ups ging heuer nichts. Neben vielen Mitläufern gab es aber auch ernsthafte Ansätze, etwa die Betonküche, die sich um die Wiederbelebung brachliegender Stadtflächen kümmerte.
SCHROTT. Museumsquartier. Es ist ganz nett, aber es könnte viel mehr. Der betonierte, überdimensionale Innenhof mit ein paar Schanigärten und Enzos würde mehr Kunst und Kultur und weniger Gastronomie und Events gut vertragen.

URGESTEIN. Die Motto-Party. Egal ob Bad Taste, Burlesque, Mad Men, Disco, Pferd (!) oder einfach 20s, 30s, 60s, 70s oder 80s : Motto-Partys und die Lust am Verkleiden erleben eine neue Hochblüte.

Baustellen in Wien

APA-FOTO: HEILAND / ZAHA HADID ARCHITECTS


GOLD. WU Campus. Seit 2009 wird auf dem 100.000 Quadratmeter großem Areal beim Prater gebaut. 2013 können dort 27.000 Studenten lernen.

SILBER. DC-Towers. Der DC Tower I in der Donaustadt ist mit 250 Metern das höchste Gebäude des Landes. Der DC Tower II lässt auf sich warten.

BRONZE. Krankenhaus Nord. Heuer wurde der Grundstein in der Brünner Straße gelegt, 2015 soll der Teilbetrieb starten. Kosten: 825 Mio. Euro.

SCHROTT. Stadthallenbad. Es hätte eine orginialgetreue Restaurierung werden sollen. Herausgekommen ist ein teures, undichtes Becken.

URGESTEIN. Seestadt Aspern. Insgesamt wird zwei Jahrzehnte daran gebaut. 2028 sollen dort je 20.000 Menschen leben und arbeiten.

Sheriffs


GOLD.
Parksheriffs. Die 400 Kontrolleure sind für die Stadtkassa Gold wert. Vor allem, seit die Verkehrsstrafen per 1. Mai erhöht wurden.

SILBER. Hausmeister. Die Wiener lieben ihre Hausmeister – nicht erst seit dem legendären „Kaisermühlen Blues“.

BRONZE. Waste Watcher. Seit 2008 sind sie für ein sauberes Wien auf den Straßen unterwegs. Damit sind sie Pioniere der „Wiener Hausordnung“

SCHROTT. Sonderbeauftragte. Ob Fußgänger, Unis, Radfahrer: Wien hat für alles einen Sonderbeauftragten. Das ist sinnlos, aber teuer.

URGESTEIN. Rathauswache. Die Leibgarde des Bürgermeisters gehört zum Rathaus wie der Stephansdom zur City.

Bahnhöfe

(c) ÖBB/Nikolaus Korab

GOLD. Westbahnhof. Historische Substanz, um ein funktionierendes Shoppingcenter erweitert. Ein Traum für Bahnfahrer und Anrainer.

SILBER. Wien-Mitte. Schon allein dafür, dass die hässlichste Baustelle Wiens nicht mehr ist, gehört dieser Bahnhof aufs Podest. Sonst auch ganz nett.

BRONZE. Hauptbahnhof. Bleibt noch bis 2014 Provisorium. Aber wir glauben fest daran: Daraus wird noch etwas. Es kann ja nur besser werden.

SCHROTT. Franz-Josefs-Bahnhof. Durch die Spittelau marginalisiert, hässlich und unpraktisch: Wir hoffen auf Abriss, sobald die WU weg ist.

URGESTEIN. Meidling. Seit 2009 trägt Meidling die Reiselast des Südbahnhofes – und macht sich dabei gar nicht schlecht. Bis 2014 bleibt es so.

Verkehr

(c) dapd/Hans Punz

GOLD. Neue Westbahntrasse. Mit 230 km/h übers Tullnerfeld: 25 Minuten von Wien nach St. Pölten, 1:15 nach Linz lassen das Auto ziemlich alt aussehen.

SILBER. Sanierung Hanssonkurve. Professionell und in Planzeit abgewickelt blieb das notwendige Übel auf der Südosttangente überschaubar.

BRONZE. Die Rettungsgasse. Sie hatte Anfang des Jahres eine Menge übler Nachrede – mittlerweile gewöhnt sich Österreich daran. Brav.

SCHROTT. Parkpickerl. Überstürzt, ohne Gesamtplan auch für den Umlandverkehr eingeführt: ein Idealbeispiel, wie man Verkehr nicht regelt.

URGESTEIN. Die U5. Nessie des Wiener Untergrundes taucht immer auf, wenn der Stadtverkehr aus dem Ruder läuft. Wie gerade eben.

Grätzel

(c) DiePresse (Clemens Fabry)

GOLD. Goldenes Quartier. René Benkos Einkaufs-, Wohn-, Bürokomplex wertet den ersten Bezirk mit Marken wie Louis Vuitton und Armani massiv auf.

SILBER. Theobaldgasse. Die Straße im sechsten Bezirk hat sich mit Modelabels, Cafés und hippen Geschäften zu einem feinen Grätzel gemausert.

BRONZE. Niebelungenviertel. Kleine Shops, engagierte Grätzelbewohner und Familien, die herziehen: Das Viertel im 15. wird immer beliebter.

SCHROTT. Reinprechtsdorfer Straße. Billigläden neben Wettcafés und Kebabständen. Die Einkaufsstraße im Fünften ist keinen Besuch mehr wert.

URGESTEIN. Yppenviertel. Das ohnehin schon gut laufende Yppenviertel wird durch das nahe, wiederentdeckte Gschwandner noch mehr belebt.

("Die Presse" Printausgabe vom 16.12.2012)

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