Satire-Blatt veröffentlicht "Halal"-Comic über Mohammed

SatireMagazin veroeffentlicht neue MohammedKarikaturen
SatireMagazin veroeffentlicht neue MohammedKarikaturenScreenshot 'Charlie Hebdo'
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Im Westen wisse man nichts über den Propheten Mohammed, kritisiert das französische Magazin "Charlie Hebdo" - und veröffentlicht eine gezeichnete "Chronologie". Proteste von Muslimen werden befürchtet.

Das französische Satire-Magazin "Charlie Hebdo" hat am Mittwoch ein Sonderheft mit einem Comic zum Leben des islamischen Propheten veröffentlicht. Der Titel: "Das Leben von Mohammed - erster Teil - Die Anfänge eines Propheten". Das Heft ist nach Darstellung der Macher weder Karikatur noch Satire, sondern ein auf einer genauen Quellenlage basierender minutiöser Bericht.

"Wem gehört Mohammed?", heißt es in einem Begleittext auf der Homepage des Magazins. Die Antwort folgt sogleich: "Der ganzen Welt. Für die Muslimen ist er ein Prophet, für die anderen ist er eine historische Gestalt oder besser, eine Legende. Man kann Mohammed karikieren wie Jesus, Napoléon oder Zorro". Häufig würde Mohammed in Zusammenhang mit Extremisten dargestellt. Tatsache sei aber, man wisse eigentlich nichts über das Leben des Propheten. "Ist das normal in einem Land wie Frankreich, wo sich der Islam als zweitgrößte Religion präsentiert?" Wohl kaum, so das Fazit des Magazins. Daher habe sich die Redaktion entschlossen, eine Comic-Chronologie herauszugeben.

"Vom Islam autorisierte Biographie"

"Es ist eine vom Islam autorisierte Biographie, weil sie von Muslimen verfasst wurde. Es handelt sich um eine Zusammenstellung dessen, was über das Leben von Mohammed von muslimischen Kolumnisten geschrieben worden ist, und wir haben das ganz einfach in Bilder übertragen", schreibt das Magazin. Nachsatz: "ohne jeden Humor". Die Form möge einigen Menschen blasphemisch erscheinen, doch der Inhalt sei "halal" (nach islamischem Recht zulässig, Anm.)".

Gezeichnet hat den Comic der Chefredakteur von "Charlie Hebdo", Stephane Charbonnier (bekannt als Charb).  Das Heft schildert mit den für Charb charakteristischen gelben Männchen das Leben von Mohammed: Die Situation seiner Eltern Abdullah und Amina, seinen Geburtsort Mekka, Mohammed als Neugeborenes, Kind, Heranwachsender, Reisen, heilige Kriege. Das als "erste Ausgabe" mit Fortsetzungshinweis erschienene Heft endet mit der Begegnung Mohammeds mit dem Erzengel Gabriel. Am Mittwoch gab es vom Verlag noch keine Informationen darüber, ob es tatsächlich Fortsetzungen geben soll.

"Nicht notwendig, Öl ins Feuer zu gießen"

In einer ersten Reaktion verwies die Sprecherin der französischen Regierung Najat Vallaud-Belkacem auf die Meinungsfreiheit. Dem Sender France 2 sagte sie gleichzeitig: "Es ist nicht notwendig, Öl ins Feuer zu gießen."

Die Co-Autorin des Sonderheftes, Zineb El-Rhazoui, eine französische-marokkanische Journalistin und Religionssoziologin, wies den Vorwurf, der Comic sei eine Provokation, zurück: "Es handelt sich weder um eine Karikatur, noch um eine Satire, sondern um eine detaillierte Erzählung basierend auf einer genauen Literaturrecherche", erklärte sie. Bei dem oft zitierten Grundsatz, der Prophet dürfe nicht bildlich dargestellt werden, handle es sich lediglich um eine Tradition, die nirgends im Koran zu finden sind, fügte Charb hinzu.

Türkei spricht von "Provokation"

Der Iran hatte bereits im Vorfeld gegen die Veröffentlichung protestiert. "Wir verurteilen jegliche religiöse Beleidigung, insbesondere die des islamischen Propheten, und fordern juristische Schritte gegen die Karikaturisten", sagte Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast am Dienstag.

Ibrahim Kalin, ein enger Berater des türkischen Premierministers Tecep Tayyip Erdogan, bezeichnete den Comic vor der Veröffentlichung als "eine Provokation". "Ich raten den Muslimen ihn zu ignorieren," schrieb er via Twitter.

Im September hatte eine "Charlie Hebdo"-Ausgabe mit Mohammed-Karikaturen zu weltweiten Protesten von Muslimen geführt. Französische Einrichtungen wurden in einigen Ländern zeitweise aus Sicherheitsgründen geschlossen. Strenggläubige Muslime empfinden es als anstößig, den Propheten Mohammed als Person zu zeigen.

(Red./APA/AFP)

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