Indien: Anklage nach Gruppen-Vergewaltigung

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Fünf Männer wurden in Indien wegen Entführung, Mordes und Vergewaltigung angeklagt. Sie sollen sich brutal an einer Studentin vergangen haben. Nun droht ihnen die Todesstrafe.

In Neu Delhi wurden am Donnerstag fünf der mutmaßlichen Vergewaltiger einer jungen indischen Studentin angeklagt. Die Männer müssen sich unter anderem wegen Mordes, Entführung und Vergewaltigung verantworten. Das teilte ein Polizeibeamter vor Gericht in Neu Delhi mit. Sie sollen außerdem versucht haben, nach der Tat Beweismittel zu vernichten. Die Beschuldigten waren nicht im Gerichtssaal anwesend. Bei einer Verurteilung droht ihnen die Todesstrafe.

Die 23-Jährige soll Mitte Dezember von sechs Männern in einem Bus brutal vergewaltigt und schwer verletzt worden sein. Am vergangenen Samstag starb sie an den Folgen der Misshandlung. Einer der mutmaßlichen Täter soll minderjährig sein und könnte daher vor ein Jugendgericht kommen. Für die fünf nun Angeklagten wurde für diesen Samstag eine erneute Anhörung angesetzt.

Vater verlangt Tod durch den Strang

Nach indischem Recht legt die Polizei der Justiz ihre Anklagepunkte zusammen mit Beweisen gegen die Beschuldigten vor. Der Vater hatte für die Täter den Tod durch den Strang gefordert. "Das ganze Land verlangt, dass diese Monster gehängt werden", sagte der Vater in seinem Heimatdorf Mandwara Kala im Bundesstaat Uttar Pradesh. "Ich denke genau so."

Eine Todesstrafe durch Erhängen wird in Indien nur sehr selten vollstreckt. Zum ersten Mal seit acht Jahren war dies im November geschehen, als der überlebende Attentäter der Anschläge im indischen Mumbai im Jahr 2008 mit dem Tode bestraft wurde.

Proteste gegen alltägliche Gewalt an Frauen

Die Vergewaltigung der 23-Jährigen und ihr Tod hatten in Indien zu Massenprotesten gegen die Unterdrückung der Frauen geführt und weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Die Demonstranten warfen der Regierung vor, zu wenig gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen zu tun. Frauenrechtlern zufolge werden in Indien Vergewaltigungen nur selten bestraft.

Ministerpräsident Manmohan Singh war heftig dafür kritisiert worden, dass er sich lange nicht zu der Vergewaltigung geäußert hatte. Nach den Protesten hatte er dann aber zur Ruhe gemahnt und die Tat ein "monströses Verbrechen" genannt. In einer TV-Ansprache hatte er zudem versichert, der werde alles tun, um Schutz und Sicherheit für Frauen in Indien sicherzustellen. In Indien wird Polizeidaten zufolge rund alle 20 Minuten eine Frau vergewaltigt.

Chronologie der Tat

Mithilfe der Aussagen des Opfers, eines Freundes sowie Polizei- und Medienberichten lässt sich die Tat mittlerweile in groben Zügen rekonstruieren:

Als sich das Opfer und ein Freund nach einem Kinobesuch auf den Weg nach Hause machten, warteten die sechs betrunkenen Verdächtigen in einem Bus an einer Haltestelle. Einer der Täter – ein erst Siebzehnjähriger und damit der einzige Minderjährige – soll sich als Schaffner ausgegeben und die Frau und ihren Freund an Bord gelockt haben.

Kurz darauf wurde dem Freund mit einer Eisenstange auf den Kopf geschlagen. Die Frau versuchte, sich zu wehren und biss einen der Täter. Sie wurde brutal vergewaltigt und misshandelt. Mit der Eisenstange wurden ihr so schwere innere Verletzungen zugefügt, dass Ärzte einen Teil ihres Darmes entfernen mussten.

Die Männer sollen dann noch versucht haben, ihre Opfer zu überfahren. Dem Freund soll es aber noch gelungen sein, sich und die Studentin zur Seite zu ziehen. Die Frau kämpfte 13 Tage lang um ihr Leben, erlag aber am Samstag ihren Verletzungen. Ihr Freund überlebte verletzt.

(APA/Reuters/red.)

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