Gerda Lerner, die weltbekannte feministische Historikerin mit österreichischen Wurzeln, ist tot. Am Mittwoch ist Gerda Lerner 92-jährig in Wisconsin gestorben, wo sie auch gelehrt hat.
Sie war die Erste, die in den USA ein Studium der Frauengeschichte einrichtete – zu einer Zeit, als die Akademiker, die sich damit beschäftigen, „in eine Telefonzelle gepasst hätten“. Und sie trug maßgeblich dazu bei, dass Frauengeschichte zu einem zentralen Gegenstand historischer Forschung wurde. Am Mittwoch ist Gerda Lerner 92-jährig in Wisconsin gestorben, wo sie auch gelehrt hat.
Amerika wurde für Gerda Lerner zur Heimat, nachdem sie nach einer Gestapo-Verhaftung vor den Nazis aus Wien geflohen war. Damals hieß sie noch Gerda Kronstein. 2009 kam Lerner in ihre Heimatstadt zurück, um die deutsche Übersetzung ihrer Autobiografie „Feuerkraut“ (Czernin Verlag) vorzustellen. Wie ein Roman liest sich diese, kein Wunder angesichts ihrer ursprünglichen literarischen Ambitionen: Lerner hat Kurzgeschichten, Drehbücher und Romane geschrieben.
Erst in den 1950er-Jahren, nachdem sie einen Roman über den Aufstieg des Faschismus in Österreich veröffentlicht hatte („No Farewell“), studierte sie Geschichte. Ihre bekanntesten Werke sind großen feministischen Themen gewidmet, sie tragen Titel wie „Die Entstehung des Patriarchats“ (1986) und „Die Entstehung des feministischen Bewusstseins“ (1994). Der Ruhm kam schon früher: 1981 wurde sie die erste Frau an der Spitze der „Organisation amerikanischer Historiker“. sim
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2013)