Venezuela leitet die Ära nach Hugo Chávez ein

(c) AP (Ariana Cubillos)
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Der venezolanische Staatschef Hugo Chávez erlitt nach seiner Krebsoperation auf Kuba nun auch eine schwere Lungenentzündung. Sein Stellvertreter Nicolás Maduro bringt sich bereits in Position.

Caracas/Havanna. Gut, dass das Flugbenzin sehr günstig ist im Ölstaat Venezuela, denn dieser Tage wird viel davon gebraucht. Der Militärflugplatz la Carlota von Caracas wurde dieser Tage zu einem Ende einer ständigen Luftbrücke, deren anderes Ende in Kubas Hauptstadt Havanna liegt. Dort laborierte Venezuelas Staatschef Hugo Chávez Wochen nach seiner Krebsoperation an einer schweren Lungenentzündung.

Am Mittwoch versammelten sich auf der Karibikinsel Venezuelas Vizepräsident Nicolás Maduro, der Präsident der Nationalversammlung Diosdado Cabello und der Gouverneur der Provinz Barinas, Adán Chávez. Er ist Venezuelas Ex-Botschafter auf Kuba und Bruder des schwer kranken Präsidenten, der auf der Intensivstation des Medizinzentrums Cimeq um sein Überleben kämpfte.

Auch wenn über den Inhalt der Unterredung noch weniger nach außen drang als über den Gesundheitszustand des „Comandante“, ist davon auszugehen, dass auf der Insel die Weichen für den Übergang in ein Venezuela Post-Chávez gestellt wurden. Ob der Präsident selbst an den Gesprächen beteiligt war, ist nach dem Kommuniqué der Regierung kaum vorstellbar.

Allerdings gilt es als sehr wahrscheinlich, dass hohe oder höchste Autoritäten Kubas bei dem Treffen am Tisch saßen: Tatsächlich gelten Maduro, Cabello und Adán Chávez als Spitzenvertreter der drei Strömungen des Chávismus, die sich seit Jahren interne Machtkämpfe lieferten, welche allein vom Präsidenten ausgeglichen werden konnten. Der ältere Chávez vertritt den dogmatischen Linksflügel des Chávismus, der ideologischen Einfluss, aber nicht genügend Macht aufbringt, um die Führung zu übernehmen.

Cabello mächtigster Militär-Mann

Vizepräsident und Außenminister Maduro repräsentiert den zivilen Flügel, dessen wichtigste Machtelemente die Kontrolle der staatlichen Erdölfirma PDVSA und die Unterstützung durch die wesentlich besser organisierten Kubaner darstellen. Ex-Offizier Cabello wiederum gilt als der mächtigste Mann des Militärs in der Staatsspitze. Die uniformierten Kräfte fanden Freude am „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“, weniger wegen dessen ideologischer Strahlkraft, sondern eher wegen der Chancen auf profitable Geschäfte – mit legalen und illegalen Substanzen – die sich durch Venezuelas Sonderweg ergaben. Aus den USA wurde über die spanische Tageszeitung ABC gestreut, dass Maduro mit Washington diskret Gespräche über eine Rückkehr der Antidrogenbehörde DEA nach Venezuela habe beginnen lassen. Das wäre ein massiver Schuss vor den Bug von Cabello. Nach der gemeinsamen Rückkehr demonstrierten Maduro und Cabello bei einem Fabrikbesuch jedoch absolute Geschlossenheit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2013)

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