"2012 war ein weiteres miserables Jahr für Europa"

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Die Arbeitslosenrate in der Eurozone hat ein neues Rekordhoch erreicht. 2013 werde sich nicht viel verbessern, sagt EU-Sozialkommissar Andor.

Die Arbeitslosenrate in der Eurozone hat im November einen neuen Negativ-Rekord erreicht. Sie stieg auf 11,8 Prozent - um 0,1 Prozentpunkte gegenüber Oktober -, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte. Österreich wies mit 4,5 Prozent weiterhin die niedrigste Arbeitslosenrate EU-weit auf, gegenüber Oktober stieg die Quote ebenfalls um 0,1 Punkte.

In der gesamten EU lag die Arbeitslosigkeit unverändert gegenüber Oktober bei 11,7 Prozent. Damit sind nach Schätzungen von Eurostat europaweit derzeit 26,1 Millionen Menschen ohne Job, davon 18,8 Millionen im Euroraum. Innerhalb eines Jahres ist die Arbeitslosigkeit in Europa damit drastisch gestiegen. Im November 2011 betrug die Rate noch 10,6 Prozent in der Eurozone und 10,0 Prozent in der EU.

Jugendarbeitslosigkeit dramatisch

Die höchsten Quoten verzeichneten im November Spanien (26,6 Prozent) und Griechenland (26,0 Prozent). Am niedrigsten war die Arbeitslosigkeit nach Österreich in Luxemburg (5,1 Prozent), Deutschland (5,4 Prozent) und den Niederlanden (5,6 Prozent).

Auch die Jugendarbeitslosigkeit stieg sowohl in der Eurozone als auch in der gesamten EU weiter an. Sie betrug im November EU-weit 23,7 Prozent und im Euroraum 24,4 Prozent. Die höchsten Quoten bei den unter 25-Jährigen meldeten Griechenland (57,6 Prozent) und Spanien (56,5 Prozent). Die niedrigsten Raten verzeichneten im November Deutschland (8,1 Prozent), Österreich (9,0 Prozent) und die Niederlande (9,7 Prozent).

"Ein weiteres miserables Jahr für Europa"

EU-Sozialkommissar Laszlo Andor hat angesichts dieser Zahlen und der sich verschlechternden sozialen Lage 2012 als "ein weiteres miserables Jahr für Europa" bezeichnet. Außerdem sei es "unwahrscheinlich, dass sich die sozioökonomische Situation in Europa 2013 wesentlich verbessern" werde, es sei denn, es gelinge, die Überwindung der Eurokrise glaubwürdig weiter voranzutreiben, sagte Andor am Dienstag in Brüssel.

Bei der Präsentation des Berichts "Überprüfung der Entwicklungen in den Bereichen Beschäftigung und Soziales in Europa" sagte Andor, nach fünf Jahren Wirtschaftskrise und einem erneuten Konjunktureinbruch 2012 erreiche die Arbeitslosigkeit Werte, die es seit rund 20 Jahren nicht mehr gegeben habe. Die Einkommen der Haushalte seien geschrumpft und Armuts- und Ausgrenzungsrisiko seien gestiegen, vor allem in den südlichen und östlichen EU-Staaten.

Schere im Euroraum geht weit auseinander

Im Euroraum gehe die Schere weiter auseinander. Am eklatantesten seien die Unterschiede zwischen den nördlichen und südlichen Staaten der Währungsunion. Im Jahr 2000 sei die Differenz bei der Arbeitslosenquote zwischen beiden Gebieten noch bei 3,5 Punkten gelegen, 2007 auf null gesunken, und bis 2011 auf 7,5 Prozent angestiegen. Auch außerhalb des Euroraums habe sich die Diskrepanz vergrößert, allerdings nicht so stark.

Beim Bruttorealeinkommen habe es von 2009 bis 2011 in zwei Drittel der EU-Staaten eine Schrumpfung gegeben. Die stärksten Rückgänge seien in Griechenland (minus 17 Prozent), Spanien (minus 8 Prozent), Zypern (minus 7 Prozent) sowie Estland und Irland (je minus 5 Prozent) gegeben. Dem stünden die nordischen Länder Deutschland, Polen und Frankreich gegenüber, wo aufgrund der Sozialfürsorgesysteme und der widerstandsfähigeren Arbeitsmärkte auch während der Krise das Gesamteinkommen weiter steigen konnte.

(APA)

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