Das Nabucco-Konsortium ist dem erhofften Gasdeal mit Aserbaidschan nähergekommen. Die Pipeline gewinnt die Shah-Deniz-Betreiber als mögliche Partner. Konkurrent TAP hat das schon im Sommer geschafft.
Wien/Sofia/Auer. Das von der OMV geführte Pipeline-Konsortium Nabucco ist dem erhofften Gasdeal mit Aserbaidschan nähergekommen. Die Energiekonzerne, die das gewaltige Shah-Deniz-II-Feld in dem kaspischen Land ausbeuten werden, haben sich am Donnerstag darauf geeinigt, Nabucco mitentwickeln und -finanzieren zu wollen. Zudem sicherten sie sich die Option, bei Bedarf 50 Prozent an der Nabucco-Gesellschaft zu übernehmen.
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Nabucco-Konsortium, bestehend aus OMV, MOL, Botas, BEH, Transgaz und (noch) RWE, den Zuschlag erhält, das aserische Gas über die sogenannte Nabucco West von der bulgarisch-türkischen Grenze nach Mitteleuropa zu transportieren. Die ursprünglich geplante Nabucco-Vollversion von Aserbaidschan bis ins österreichische Baumgarten wurde schon im Sommer ad acta gelegt.
Ausgleich gegen Rivalen TAP
„Ich begrüße diesen bedeutenden Schritt vorwärts“, freute sich OMV-Chef Gerhard Roiss über die möglichen Partner. Viel mehr als der Ausgleich gegen den letzten Mitbewerber TAP war es aber nicht. Das TAP-Konsortium, bestehend aus der Schweizer EGL, der norwegischen Statoil und der deutschen E.On Ruhrgas, hat bereits im Sommer einen möglichen Einstieg des Shah-Deniz-Konsortiums vereinbart.
Anders als Nabucco West soll die TAP das aserische Gas gar nicht erst nach Mitteleuropa bringen. Die Röhre würde von der Türkei über Albanien und Griechenland direkt in das starke Abnehmerland Italien führen. TAP-Partner Statoil ist gemeinsam mit Socar, BP und Total auch Partner im Shah-Deniz-Konsortium. Bis Ende Juni sollen sie die finale Entscheidung fällen, wer der beiden Finalisten ab 2018 jährlich zehn Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Aserbaidschan in die EU transportieren darf.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2013)