Costa Concordia: Insel Giglio bekommt Verdienstorden

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Die Bewohner der italienischen Insel werden für ihre Hilfe nach dem Schiffsunglück vor einem Jahr geehrt. Am Sonntag gibt es eine Gedenkzeremonie.

Der italienische Präsident Giorgio Napolitano wird der Insel Giglio einen Verdienstorden für die Hilfe der Überlebenden des Schiffsbruchs am 13. Jänner 2012 verleihen. Die 1500 Einwohner der 16 Kilometer westlich der toskanischen Küste liegenden Insel hatten in der Unglücksnacht Schulen, Kindergärten, Kirchen und Privathäuser geöffnet und die Überlebenden der Havarie der "Costa Concordia" mit Decken, Mänteln und heißen Getränken versorgt. Anlässlich des ersten Jahrestags des Unglücks mit 32 Toten findet am Sonntag auf der kleinen Insel eine Gedenkzeremonie statt.

Überlebende, Retter und Angehörige der Opfer werden zur Gedenkfeier auf Giglio erwartet. "Wir haben es in jener Nacht geschafft, wir werden es auch diesmal schaffen, alle Menschen unterzubringen. Wir rechnen mit Tausenden Menschen, viele sind schon eingetroffen", sagte der Bürgermeister der Insel, Sergio Ortelli.

Sirenen und Schweigeminute

Die Feiern beginnen am Vormittag mit der Wiederherstellung des beschädigten Riffs, gegen den die Costa Concordia geprallt war. Danach wird eine Messe gefeiert, der sich eine Zeremonie für die Retter anschließt, die in der Nacht des Unglücks im Einsatz waren. Auch Vertreter der Schifffahrtsgesellschaft Costa Crociere und der italienischen Regierung werden erwartet. Im Hafen werden Gedenktafeln enthüllt, außerdem findet ein Konzert zum Gedenken an die Opfer statt.

Um 21.45 Uhr, dem Zeitpunkt, als die Concordia den Felsen rammte, werden auf der ganzen Insel die Sirenen heulen, dann folgt eine Schweigeminute.

Bergung nicht vor September

Schon am Samstag soll es eine Pressekonferenz zum neuesten Stand der Vorbereitungsarbeiten für die Bergung geben. Die "Costa Concordia" liegt nämlich noch immer vor der Insel Giglio. Mit einer Bergung ist nicht vor September zu rechnen. Die Einwohner von Giglio bangen um die Sommersaison. "Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Urlauber um 30 Prozent zurückgegangen, obwohl das Meer sehr sauber ist. Kein Meeresabschnitt wird so aufmerksam kontrolliert wie dieser", erklärte Bürgermeister Ortelli.

Die Bergungsarbeiten, die im Sommer begonnen hatten, kommen nur schleppend voran und gestalten sich schwieriger als erwartet. Geplant ist, das Schiff aufzurichten und wegzuschleppen, um es dann zu zerlegen. Es ist die größte Bergungsaktion, die in der Schifffahrt jemals versucht wurde. Sie wird Hunderte Millionen Euro kosten.

Schettino lädt Opfer-Angehörige ein

Zwei Personen werden nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffs noch vermisst. Dabei handelt es sich um ein indisches Crew-Mitglied sowie um eine italienische Passagierin. Ihre Angehörigen werden zur Gedenkfeier erwartet. Kevin Rebello, Bruder des verschollenen Inders, berichtete, er habe vom Concordia-Kapitän Francesco Schettino eine Einladung bekommen, ihn in seinem Heimatort zu besuchen. "Ich werde ihn treffen, um zu begreifen, welche Fehler er wirklich gemacht hat, was zu diesem Unglück geführt hat und ob er die Menschenleben hätte retten können", sagte Kevin Rebello.

Schettino hatte bereits in den vergangenen Monaten mit Rebello telefoniert. "Es tut mir wegen Schettino leid. Er hat eine Familie und er ist ein Kapitän mit 30 Jahren beruflicher Erfahrung. Es scheint mir unmöglich, dass er einen derartigen Fehler gemacht hat", sagte der Mann.

(APA)

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