"Im Reich der Sinne"-Regisseur Oshima gestorben

Reich SinneRegisseur Oshima gestorben
Reich SinneRegisseur Oshima gestorben(c) Filmarchiv Austria
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Mit einem Film über sexuelle Obsessionen wurde Nagisa Oshima bekannt, "Im Reich der Sinne" wurde sogar beschlagnahmt. Am Dienstag verstarb der 80-Jährige.

Der japanische Regisseur Nagisa Oshima ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 80 Jahren an Lungenentzündung, wie japanische Medien am Abend (Ortszeit) melden. Er war dafür bekannt, in seinen Filmen sehr direkt die Themen Sex, Verbrechen und Gewalt zu zeigen. Bis in die 1980er war Oshima der meistgefeierte Regisseur Japans.

Sein bekanntestes Werk ist "Im Reich der Sinne" von 1976. In dem Streifen geht es um ein Paar, das sexuelle Obsessionen bis hin zu Kastration und Mord beim Geschlechtsverkehr auslebt. Dem Film wurde Pornografie vorgeworfen - was zu einem Skandal bei der Berlinale führte, wo er gezeigt wurde. Erst zwei Jahre später war er in den Kinos zu sehen. Norwegen gab ihn erst 25 Jahre später für die Zuschauer frei.

Nagisa Oshima
Nagisa Oshima(c) AP (Michel Euler, File)

Ein Staatsanwalt hatte sich die Vorführung beim Berliner Filmfest in Begleitung von Kriminalbeamten und eines Richters angesehen. Kurz vor Mitternacht wurde die Filmkopie beschlagnahmt, ein bis dahin einmaliger Vorgang auf einem internationalen Filmfestival. Das Landgericht Berlin entschied später, der Vorwurf der Pornografie sei unberechtigt, da der Film aufzeige, "wie nahe der Sinnestrieb und der Todestrieb beieinander liegen".

Preise und Zensur

Für "Im Reich der Leidenschaft" erhielt Oshima den Regiepreis der Filmfestspiele von Cannes. Die beiden Werke machten ihn endgültig als Japans Hauptvertreter der "Nouvelle Vague" (Neuen Welle) berühmt und brachten ihm im Ausland großes Lob ein. In Japan dagegen musste der innovative Filmemacher jahrelang gegen die Zensur ankämpfen.

Seine nächsten Filme - die japanisch-britische Co-Produktion "Merry Christmas, Mr. Lawrence" (1983) mit David Bowie und der französische Streifen "Max, mon amour" (1986) - schafften es nicht, Oshimas Image aus den 70er Jahren zu verändern. Er galt in seiner Heimat als antiautoritär und wollte mit seinen Filmen die eigene Gesellschaft stets provozieren, wie die Kommentatoren schrieben.

Der junge, fesche Samurai

Im Jahr 1999 drehte der Absolvent der Kyoto Universität, der mit 22 Jahren seine Ausbildung zum Regisseur begonnen hatte, mit "Tabu" (Originaltitel "Gohatto" - Die Vergessenen) erstmals nach 20 Jahren wieder einen Film, der in seiner Heimat spielt.

Nach 13 Jahren Regiepause drehte er ihn aus dem Rollstuhl heraus. Darin geht es um eine Gruppe von Samurai-Kriegern, ihre Ideale und ihre homosexuelle Beziehung zu einem schönen jungen Schüler. Die Geschichte basiert auf einer Erzählung von Ryotaro Shiba, einem in Japan populären Autor.

Filmografie (Auszug)

1959: Stadt der Liebe und Hoffnung (Ai to kibō no machi)
1960: Nackte Jugend (Seishun zankoku monogatari)
1960: Das Grab der Sonne (Taiyō no hakaba)
1960: Nacht und Nebel über Japan (Nihon no yoru to kiri)
1961: Die Beute (Shiiku)
1962: Shiro Tokisada von Amakusa (Amakusa shirō tokisada)
1965: Die Freuden des Fleisches (Etsuraku)
1966: Der Besessene im hellen Tageslicht (Hakuchū no tōrima)
1967: Über japanische Lieder der Unzucht (Nihon shunka-kō)
1967: Die Nacht des Mörders (Muri shinjū: Nihon no natsu)
1968: Tod durch Erhängen (Kōshikei)
1968: Die Rückkehr der drei Trunkenbolde (Kaette kita yopparai)
1969: Tagebuch eines Diebes aus Shinjuku (Shinjuku dorobō nikki)
1969: Der Junge (Shōnen)
1971: Die Zeremonie (Gishiki)
1976: Im Reich der Sinne (Ai no korīda)
1978: Im Reich der Leidenschaft (Ai no bōrei)
1983: Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence (Senjō no merī Kurisumasu)
1999: Tabu (Gohatto)

(APA/dpa)

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