Schweden: Putzfrau stiehlt Zug und kracht in Wohnhaus

(c) REUTERS (SCANPIX SWEDEN)
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Ein bizarrer Eisenbahnunfall mit glimpflichem Ausgang ereignete sich in Stockholm. Eine Putzfrau hatte einen Zug gestohlen und donnerte mit ihm in ein Wohnhaus. Das Motiv der 20-jährigen „Geisterfahrerin“ ist unklar.

Stockholm/GAM. Dass nicht mehr passierte, sei „unfassbar“, kommentierte Tomas Hedenius, Sprecher des Bahnkonzerns Arriva, einen der bizarrsten Unfälle, den Schweden je erlebt hat: Eine 20-jährige Putzfrau hatte in der Nacht auf Dienstag einen Zug gestohlen und donnerte mit ihm in ein Wohnhaus. In diesem standen die meisten Wohnungen leer, die Bewohner, die der Aufprall unsanft weckte, blieben unverletzt. Die Putzfrau hingegen wurde schwer verletzt.



Eine Untersuchung soll klären, wie es zu dem Vorfall kommen konnte. Die Frau, die in einer Putzkolonne die geparkten Waggons der Züge säuberte, hatte jedenfalls kurz vor drei Uhr nachts einen der blauen Züge der Stockholmer Saltsjöbanen aus dem Depot gefahren; wie sie an den Schlüssel gelangen konnte, ist unklar. Dann fuhr sie den Zug mit hoher Geschwindigkeit auf einen Prellbock am Ende der Strecke, durchbrach die massive Absperrung und raste in das 25 Meter dahinter stehende Haus. Einer der Bewohner, der 71-jährige Bertil Grandisson, erzählte: „Ich glaubte, ein Flugzeug sei ins Haus gestürzt. Dann schaute ich aus dem Fenster und sah, dass ein Zug im Erdgeschoß stand. Ich rief die Alarmzentrale an, aber der Mann dort glaubte erst nicht, was ich ihm erzählte.“

Selbstmord als Motiv?

Die „Geisterfahrerin“ konnte erst nach zwei Stunden aus dem Führerstand befreit werden. Wegen „gemeingefährlicher Sachbeschädigung“ wurde sie noch im Spital festgenommen. Über ihre Motive ist zunächst nichts bekannt: Wollte sie Selbstmord begehen? Oder den Zug verschieben, weil sie ihn vielleicht leichter putzen könnte, und konnte ihn aber nicht mehr anhalten? Immerhin legte sie mit den vier Waggons rund einen Kilometer zurück. Wie schnell der Zug fuhr, ist noch unklar, auf der betreffenden Strecke gibt es jedoch keine automatischen Bremsen bei überhöhter Geschwindigkeit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2013)

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