Alternative zu Bankkredit wird konkret

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Der Fall Staudinger hat gezeigt, dass Finanzierung ohne Bankkredit möglich ist. Die Junge Wirtschaft und die Grünen arbeiten nun an legalen Lösungen. Die österreichischen Unternehmer könnten neue Impulse gut brauchen.

Wien. Die Debatte um alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen abseits von Bankendarlehen, die der streitbare Waldviertler Schuherzeuger Heini Staudinger ins Rollen gebracht hat, trägt erste Früchte. Die Junge Wirtschaft will den politischen Rückenwind, den der Fall Staudinger erzeugt hat, nutzen, um Nägel mit Köpfen zu machen.

Am 21.Jänner tagt erstmals eine 15-köpfige Arbeitsgruppe mit dem Ziel, Alternativfinanzierungen wie etwa das Crowdfunding aus der rechtlichen Grauzone zu holen. An der Arbeitsgruppe beteiligen sich neben Staudinger auch Vertreter anderer Firmen, die wegen ihrer Finanzierung mit Bürgerbeteiligungsmodellen ins Visier der Finanzmarktaufsicht (FMA) geraten sind, darunter EZA Fairer Handel und die Helios Sonnenstrom GmbH. Ebenfalls mit von der Partie sind Rechtsanwälte, Business Angels und Crowdfunding-Experten wie Oliver Gajda vom European Crowdfunding Network. Noch im ersten Halbjahr 2013 soll ein Strategiepapier präsentiert werden.

Auch die Grünen werden aktiv: Der Parlamentsklub veranstaltet am 25.Februar eine Enquete zum Thema innovative Finanzierungsmodelle für klein- und mittelständische Unternehmen und Energiewendeprojekte mit Bürgerbeteiligung. Auch hier ist Staudinger geladener Gast.

Klage beim VfGH eingereicht

Der GEA-Chef hat letzten Freitag wie angekündigt eine Klage beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) gegen den Bescheid der FMA eingereicht, der ihn dazu verpflichtet, seinen Anlegern drei Mio. Euro zurückzuzahlen. Auch die Strafe von 2000 Euro hat er nicht gezahlt.

Außerdem arbeitet Staudinger mit seinem Bruder Karl, einem Rechtsanwalt, in Eigenregie an einem Gesetzesentwurf zum Thema bankenlose Finanzierung. Diesen will er Ende Februar vorlegen.

Wer auch immer den Stein ins Rollen bringt, eines ist klar: Die österreichischen Unternehmer könnten neue Impulse gut brauchen, denn die Zahl der Unternehmensgründungen geht zurück. 2012 machten sich 27.194 Leute selbstständig, das sind um rund 1800 weniger als im Krisenjahr 2009. Das liege auch daran, dass es wegen der strengeren Eigenkapitalvorschriften der Banken für Unternehmer immer schwerer werde, an Geld zu kommen, ist WKO-Präsident Christoph Leitl überzeugt. Alternativen seien wünschenswert.

Eine Erleichterung für Gründer wäre die GmbH light, die vorsieht, dass das Mindestkapital für Gründer von derzeit 35.000 auf 10.000 Euro reduziert wird. Diese ist zwar schon beschlossen, wann sie in Kraft tritt, ist aber unklar. Markus Roth, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft, erwartet sich von der GmbH light einen positiven Effekt bei den Neugründungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2013)

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