In einer Schlacht nahe der Kleinstadt Diabaly, nordöstlich der Hauptstadt Bamako, fochten schätzungsweise 300 Franzosen. Der Tschad schickt 2000 Soldaten.
Bamako/N'djamena/Wg/Ag. Nach dem Rückzug des Gros der Islamisten bei Konna, 500 Kilometer Luftlinie nordöstlich von Malis Hauptstadt Bamako, infolge der französischen Luftangriffe der letzten Tage hat sich der Brennpunkt der Kämpfe zuletzt an einen Ort verschoben, der Bamako weit näher ist: in die Kleinstadt Diabaly, rund 300 km Luftlinie nordnordöstlich. Dort fochten am Freitag schätzungsweise 300 Franzosen, meist Marine-Infanteristen und Panzerverbände der Fremdenlegion, in Verein mit mehreren hundert malischen Soldaten; ihnen gegenüber sollen mehr als 1000 Islamisten gestanden haben. Französische Jagdbomber und Hubschrauber flogen Angriffe, Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian erwähnte aber auch heftige Nahkämpfe. Die Verluste sind bisher unbekannt.
Zäher Ecowas-Aufmarsch
Bis Freitag sollen mehr als 1500 Franzosen in Mali eingetroffen sein, vor allem Marines, Fallschirmjäger, Fallschirmpioniere, Panzereinheiten der Luftlandetruppen und Fremdenlegion sowie Spezial- und Kampfhubschraubereinheiten. Die Luftwaffe schickte zwölf Jagdbomber. Das Landheer soll auf 2500 Mann wachsen – was nötig sein wird, denn laut Diplomaten seien die Islamisten taktisch wagemutiger und schwerer bewaffnet als erwartet: Sie sollen neben den üblichen Maschinengewehren und RPG-Panzerfäusten auch tragbare „Fliegerfäuste“ und „Milan“-Panzerabwehrraketen aus libyschen Arsenalen besitzen.
Derweil tröpfelt die 3300 Mann starke Truppe des westafrikanischen Staatenbundes Ecowas nur zäh nach Mali: Es sind erst Vorauseinheiten aus Togo, Nigeria und dem Senegal dort, bis 26. Jänner rechnet man erst mit 2000 Mann. Weitere Truppensteller sind Burkina Faso, Niger, Benin, Guinea und Ghana. Der tschadische Präsident Idriss Déby (sein Land ist nicht in der Ecowas) kündigte die Entsendung eines ganzen Infanterieregiments samt Hilfseinheiten, gesamt mehr als 2000 Soldaten, an. Tschadische Soldaten gelten als besonders wüstenkriegserfahren.
Zudem weitet sich die Interventionshilfsfront für Mali aus: Bisher stellen Briten, Dänen, Kanadier, Belgier und Russen Transportflugzeuge für die Franzosen und Afrikaner; Italien, Deutschland, die USA und die Niederlande werden sich in Kürze beteiligen.
Malier-Debatte in Wien
Bei einer Diskussion von Maliern in Wien gab es Donnerstagabend geteilte Standpunkte: „Mit Terroristen kann man nicht reden“, sagte Mamadou Kone von der „Gesellschaft der Freunde von Mali“, man müsse Paris gratulieren. Mariam Diakite vom „Verein Afrikanischer Studentinnen“ mutmaßte über neokoloniale Absichten, das Problem solle „innerhalb Afrikas gelöst werden“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2013)