Vergewaltigung in Indien: Schnellgericht tagt erstmals

In dem Bus sollen die Verdächtigen zum Gericht gebracht worden sein.
In dem Bus sollen die Verdächtigen zum Gericht gebracht worden sein.(c) AP (Saurabh Das)
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Keine halbe Stunde dauerte die Anhörung hinter verschlossenen Türen. Ein weiterer Verdächtiger behauptet, bei der Tat noch nicht 18 gewesen zu sein.

Gut drei Wochen nach dem Tod der vergewaltigten Inderin sind fünf ihrer mutmaßlichen Peiniger erstmals vor einem neuen Schnellgericht in Neu Delhi erschienen. Vor der Sitzung am Montag in der Hauptstadt schloss Richter Yogesh Khanna die Öffentlichkeit aus. Die 23-jährige Inderin war am 16. Dezember in einem fahrenden Bus in Neu Delhi von mehreren Männern brutal vergewaltigt worden. 13 Tage später starb sie an ihren Verletzungen. Die Tat hatte landesweit Proteste ausgelöst und auch international Schlagzeilen gemacht.

Die Anhörung dauerte nur etwa 25 Minuten. Anwälte der Beschuldigten berichteten anschließend, die Staatsanwaltschaft habe dem Richter die Anklageschrift übergeben, die bei der nächsten Sitzung an diesem Donnerstag debattiert werden solle. Der eigentliche Mordprozess beginnt erst, nachdem sich die Angeklagten für schuldig oder unschuldig erklärt haben. Ein Datum für den Prozessbeginn stand noch nicht fest.

Zuvor haben die Verteidiger Gelegenheit, die Punkte der Anklageschrift vor Gericht infrage zu stellen. Den fünf Verdächtigen vor dem Schnellgericht droht die Todesstrafe. Der sechste Verdächtige soll minderjährig sein und daher vor ein Jugendgericht gestellt werden.

Noch ein Jugendlicher?

Der Anwalt A. P. Singh sagte vor der Anhörung am Montag, er habe bei Gericht beantragt, auch einen seiner beiden Mandanten als Jugendlichen anzuerkennen. Er sei am 1. März 1995 geboren worden und damit zum Zeitpunkt der Tat am 16. Dezember 2012 noch nicht volljährig gewesen. Er müsse daher ebenso wie der sechste Verdächtige vor ein Jugendgericht gestellt werden. Die Polizei habe den Geburtstag fälschlicherweise mit dem 1. März 1994 angegeben.

Ein zweiter Anwalt namens M. L. Sharma beantragte außerdem beim Verfassungsgericht, den Prozess in ein Gericht außerhalb Neu Delhis zu verlegen. Er argumentiert, wegen der Proteste und Berichterstattung in den Medien sei ein neutrales Verfahren nicht gewährleistet. Der Nachrichtensender NDTV berichtete, das Gericht werde sich vermutlich an diesem Dienstag mit dem Antrag befassen.

Die Empörung über die Gruppenvergewaltigung ist noch immer groß. Erst am Montag trat erneut die Familie des 23-jährigen Opfers an die Öffentlichkeit: Ihr Vater forderte einen schnellen Prozess und die Hinrichtung der Angeklagten. "Es ist die Pflicht des Gerichts und der Richter dafür zu sorgen, dass das Urteil schnell gesprochen wird und alle Männer gehängt werden", sagte der Vater. Kein Mensch habe das Recht, nach einem solch "abscheulichen" Verbrechen weiterzuleben.

(APA/dpa/AFP)

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