Ottawa geht den Vorwürfen des algerischen Premiers nach, einer der Attentäter von In Amenas wäre kanadischer Staatsbürger gewesen. Es würden alle „angemessenen Kanäle“ verfolgt, um Informationen zu erhalten.
Ottawa/bra. Kanada geht Vorwürfen des algerischen Premiers nach, einer der Koordinatoren des Terroranschlags auf die Gasanlage von In Amenas sei ein Kanadier gewesen. Kanadische Sicherheitsbehörden versuchen auch zu klären, ob zwei Kanadier unter den getöteten Geiselnehmern sind. Es würden alle „angemessenen Kanäle“ verfolgt, um weitere Informationen zu erhalten, erklärte eine Sprecherin des Außenministeriums in Ottawa.
Algeriens Regierungschef nannte am Montag die angeblichen Herkunftsländer der Terroristen, die in der vergangenen Woche die Industrieanlage in der Sahara überfallen und Geiseln genommen hatten. Beim Einsatz algerischer Truppen zur Beendigung der Geiselnahme wurden nach Angaben aus Algerien 29 Geiselnehmer und mindestens 37 Geiseln getötet. Premier Abdelmalek Sellal nannte als Herkunftsländer neben Ägypten, Mali, Niger, Mauretanien und Tunesien als einziges westliches Land Kanada. Agenturberichten zufolge sagte Sellal, ein Kanadier habe die Attacke koordiniert. Den Namen gab er mit Chedad an.
Die kanadischen Behörden halten sich mit Wertungen zurück, solange die algerischen Angaben nicht bestätigt sind. Beobachter in Ottawa schließen nicht aus, dass es sich bei den Ausweispapieren, die offenbar bei zwei getöteten Geiselnehmern gefunden wurden, um gefälschte Dokumente handeln könnte. Der Leiter des kanadischen Geheimdienstes, Richard Fadden, hatte kanadischen Berichten zufolge im vergangenen Jahr allerdings dem Parlament mitgeteilt, dass zwischen 45 und 60 kanadische Staatsangehörige nach Somalia, Afghanistan, Pakistan und Jemen gereist seien oder reisen wollten, „um sich Organisationen anzuschließen, die mit der al-Qaida verbunden sind“.
Angst vor härteren US-Kontrollen
In den USA hatten sich nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 lange Zeit Gerüchte gehalten, ein Teil der Terroristen sei aus Kanada gekommen, was falsch war. Ottawa muss befürchten, dass eine neuerliche Debatte über Kanada als Zufluchtsort für Terroristen zu schärferen US-Grenzkontrollen führen könnte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2013)