Der Colon-Ring schont den Darm nach Operationen

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Nach operativen Eingriffen im Darmbereich kommt es immer wieder zu diversen Komplikationen. Ein neuartiger Druckverschluss statt Klammern oder Nähten kann unter anderem die Rate der Entzündungen senken.

Es dauert immer ein Weilchen, bis sich eine neue Operation durchsetzt – auch wenn sie in etlichen Belangen besser ist als gewohnte oder übliche chirurgische Eingriffe. Ein Beispiel ist der sogenannte Colon-Ring, der die Rate des Wiederaufreißens eines operierten Darms sowie jene von Entzündungen verringern kann. Doch der Reihe nach.

Bei komplizierten entzündlichen Darmerkrankungen, bei Darmkrebs oder bei immer wiederkehrenden Entzündungen im Darmtrakt sind operative Eingriffe notwendig. Dabei werden Teile des Darmabschnitts in der Länge von 15 bis 40 Zentimeter entfernt, die beiden Enden müssen wieder verbunden werden (Anastomose). In den Anfängen der modernen Darmchirurgie hat man die freien Enden einfach wieder zusammengenäht.

„Vor 30, 40 Jahren etwa kamen dann Klammernahtgeräte zum Einsatz, die beiden Darmenden werden mit Titanklammern verbunden“, berichtet Chirurg Bernhard Dauser, Oberarzt am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien. „Je näher Anastomosen beim Schließmuskel liegen, desto größer ist das Risiko, dass sie wieder aufreißen. Man spricht dann von einer Dehiszenz“, weiß Dauser. Die ganz große Gefahr dabei: Der Darminhalt kann in die freie Bauchhöhle gelangen und zu schweren Infektionen führen.

Kein Fremdmaterial im Körper

Das Risiko einer Dehiszenz und einer dadurch bedingten abermaligen Operation kann durch die Verwendung eines Colon-Rings reduziert werden. „Dabei wird weder genäht noch geklammert, der Colon-Ring wird um die beiden Darmenden gelegt und die werden dann mittels Kompression zusammengehalten“, detailliert Dauser. Nach der Heilung, also nach sieben bis zehn Tagen, wird der Ring auf natürlichem Weg ausgeschieden. „Rund 25 Prozent der Patienten bemerken das, beim Rest geht der Ring ganz unbemerkt ab.“ Es bleibt also kein fremdes Material im Körper. „Das bringt den weiteren Vorteil, dass es seltener zu Entzündungen kommt.“

Eine weitere Erleichterung stellt die geringere Narbenbildung am Darm dar. „Dadurch bleibt der Darmdurchmesser deutlich größer, da die geringe Narbenbildung das Risiko einer Einengung senkt“, betonte der französische Darmspezialist Abe Fingerhut bei einem Symposium. Dauser sekundiert: „Der Darmdurchmesser ist nach Abgang des Colon-Rings um bis zu neun Millimeter größer als bei Klammernähten.“ So könnten auch Probleme bei der Stuhlentleerung minimiert werden. Freilich, so Dauser. ein „Wunderwerkzeug“ sei auch der Colon-Ring nicht, die Gefahr des Wiederaufreißens sei auch nicht gleich null und immer funktioniere diese Technik auch nicht. „Bei Patienten, bei denen temporär ein künstlicher Ausgang gelegt werden muss, können wir den Darmring derzeit nicht einsetzen“, betont Andreas Shamiyeh, Leiter der 2. chirurgischen Abteilung am AKH Linz. Und bei allen anderen Patienten sei die Technik noch immer absolute Expertensache, erfordere also viel Können und Erfahrung.

Dauser: „An unserer chirurgischen Abteilung wurden unter der Leitung von Professor Friedrich Herbst bereits mehr als 180 solcher Eingriffe vorgenommen. Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis die neue Operationsmethode ihren Eingang in den Routinebetrieb gefunden hat. Aber ich bin überzeugt, dass sich der Colon-Ring bei bestimmten Krankheitsbildern behaupten wird.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2013)

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