Berlin und Paris sind enerviert und das EU-Parlament ist gegen Extrawürste. Die EU-Kommission bleibt zurückhaltend. Barroso nannte Camerons Rede „einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Debatte über Europa“.
Brüssel/Aga/Ag. Durchwegs kritisch fielen am Mittwoch die Reaktionen auf die Europarede des britischen Premiers, David Cameron, aus. Besonders scharfe Töne kamen aus Paris: Es werde kein „Europa à la carte“ für die Briten geben, bekräftigte Außenminister Laurent Fabius. Erst vor Kurzem hatte er vor britischen Geschäftsleuten klargemacht: „Wenn Großbritannien Europa verlassen will, werden wir für euch den roten Teppich ausrollen.“ In Berlin warnte Außenminister Guido Westerwelle abermals davor, dass eine „Politik des Rosinenpickens“ nicht funktionieren werde. Bundeskanzler Werner Faymann warf Cameron „mangelnde Kompromissbereitschaft“ vor. Dies sei „keine seriöse Politik“, so Faymann.
„Es darf keine neuen Extrawürste für Großbritannien geben“, sagte auch der Vizepräsident des EU-Parlaments, Othmar Karas (VP). Hannes Swoboda, Fraktionschef der Sozialdemokraten, pflichtete bei: Cameron mache mit seinen Forderungen einen „Fehler“.
Lediglich die EU-Kommission reagierte zurückhaltend. Eine Sprecherin von Präsident José Manuel Barroso nannte Camerons Rede „einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Debatte über Europa“. Es sei aber im Interesse der EU und Großbritanniens, dass das Land ein Mitglied im Zentrum Europas bleibe.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2013)