Der ungeliebte Nachbar hinter dem Sperrzaun

Viele Israelis glauben nicht mehr an einen Frieden mit den Palästinensern. Doch daran führt kein Weg vorbei.

Wie kann ich mir die steigenden Mieten leisten? Wie finde ich einen Job? Wie kann ich den Lebensstandard erhalten, den meine Eltern genossen haben? Vor allem Fragen wie diese beschäftigen derzeit viele Israelis. Und so ging es bei der Parlamentswahl nun vor allem um Wirtschafts- und Sozialpolitik; um den Frust einer Mittelschicht, die von Abstiegsängsten gepeinigt wird. Ob es irgendwann Frieden mit den Palästinensern geben wird? Natürlich spielt auch diese Frage in der israelischen Gesellschaft noch eine Rolle. Aber sie wurde zur einer Frage für die fernere Zukunft – zu einer Frage, deren Beantwortung von einem dichten Geflecht von Konjunktiven umrankt ist.

Nach den Rückschlägen der vergangenen Jahre glauben viele Israelis nicht mehr wirklich, dass dieser Friede Realität werden könnte. Die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen zerren an den Nerven. Ansonsten hat man sich mit der Lage arrangiert und lebt in seiner eigenen Welt – relativ „sicher“ vor den Palästinensern, die hinter dem israelischen Sperrzaun sitzen. Auf Dauer kann das aber nicht funktionieren. An einer Zweistaatenlösung führt kein Weg vorbei, auch wenn sie bei Israels altem und neuem Premier nicht besonders populär ist. Man muss seine Nachbarn nicht lieben. Man muss aber neben ihnen leben.

wieland.schneider@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2013)

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