Lego Wars, Episode I: Moschee auf dem Wüstenplaneten

Lego Wars EpisodeI Moschee
Lego Wars EpisodeI Moschee(c) Screenshot Lego Webshop
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Wie ein türkischer Kulturverein in einem Kinderspielzeug Volksverhetzung ortet – und warum in die archetypischen Figuren in „Star Wars“ so viel hineininterpretiert werden kann.

Lego betreibt Volksverhetzung. Das ist ein Vorwurf, der medial natürlich dankbar aufgegriffen wird. Instrument der Verhetzung ist dabei „Jabba's Palace“, ein Bausatz aus der „Star Wars“-Reihe. Laut der Gratiszeitung „Heute“, die die Story sogar auf das Titelblatt hievte, fühlten sich die „Muslime Österreichs“ dadurch gekränkt – weil der Palast an die Hagia Sophia in Istanbul erinnere, und die Figuren, etwa der Wasserpfeife rauchende Gangsterboss Jabba the Hut, orientalische Anleihen hätten.

Die Initialzündung für die Geschichte kommt von der „Türkischen Kulturgemeinde“, die Lego auffordert, den „pädagogischen Sprengstoff“ vom Markt zu nehmen. Ein kleiner Kulturverein, der in „Heute“ gleich zur „Türkischen Gemeinde“ gemacht wurde, in der Onlineversion ist sogar schon davon die Rede, dass das Spielzeug „in der islamischen Welt hohe Wellen“ schlägt. Nun, das bis jetzt noch nicht. Aber auch der Mohammed-Karikaturenstreit hat einmal klein angefangen.

Dabei ist der dänische Spielzeughersteller eigentlich der falsche Adressat für Rassismusvorwürfe – schließlich stellt er nur Lizenzware her, die Vorlagen für die Figuren stammen aus dem „Star Wars“-Universum von George Lucas. Er war es, der Ende der 70er-Jahre die Figur des Jabba erfand – ein fetter Wurm, der von seinem Palast aus ein Verbrechersyndikat dirigiert. Eine klassische Figur aus der Science-Fiction-Welt – wo soll da der Rassismus sein? Nun, tatsächlich enthält der Wüstenplanet Tattoine, auf dem Jabbas Palast steht, schon allein witterungsbedingt einige Anleihen an die arabische Welt. Plakativstes Beispiel sind die Tusken – räuberische Sandleute, die in Leinen gehüllt ein wenig an Beduinen erinnern. Aber reicht das schon, um George Lucas Volksverhetzung und Rassismus zu unterstellen?

„Star Wars“ ist voll mit klischeebeladenen Figuren, von den Helden und ihren Erlebnissen bis zu den Bösewichtern – sie alle bilden genau die immer wieder in allen Kulturen gleich erzählte Geschichte von Gut und Böse ab, wie sie schon Joseph Campbell 1949 in „The Hero with a Thousand Faces“ beschrieb. In all diesen Archetypen fällt es nicht schwer, Assoziationen herzustellen.

Ja, man kann den krummnasigen Ersatzteilhändler Watto aus „EpisodeI“ mit dem Klischee des geizigen Juden in Verbindung bringen. Man kann den stotternden Tollpatsch Jar Jar Binks als Verhöhnung behinderter Menschen sehen. Und mit viel Fantasie kann man Jabbas Wüstenpalast auch als Moschee mit Minarett interpretieren. Man kann aber auch übertreiben. Und aus harmlosen Puppen und archetypischen Figuren einen Kampf der Kulturen erwachsen lassen. Wenn man lange genug sucht, wird man schon etwas finden...

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2013)

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