Marc Hall, Vorstand der Wiener Stadtwerke, verteidigt das umstrittene Millionenprojekt der Wien Energie in Molln. Rentabel sei es derzeit nicht. Er selbst habe entschieden, nicht sofort mit dem Bau zu beginnen.
Wien. Eigentlich wollten die Wiener Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SP) und Marc Hall, der neue Energievorstand der Wiener Stadtwerke, am Freitag mit den Medien ja gern über Durchlauferhitzer sprechen. Immerhin gab es 75 Euro Förderung für jeden zu verteilen, der seinen alten Elektrokleinwasserheizer tauschen will. Doch so sehr das manchen Wiener freuen mag, bestimmendes Thema ist es an diesem Freitag nicht gewesen: Denn erstmals mussten Marc Hall und Renate Brauner zum umstrittenen Millionenprojekt der Wien Energie im oberösterreichischen Molln Stellung nehmen.
Wie „Die Presse“ exklusiv berichtet hat, will der stadteigene Versorger dort um 320 Mio. Euro einen Pumpspeicher errichten. Nur: Dieser rechnet sich nicht. Und auch der Ausstieg aus dem Vertrag würde die Wien Energie viel Geld kosten.
„Ich war noch nicht dabei“
„Das ist eine Investition für hundert Jahre“, verteidigte Hall das Projekt. Derzeit sei es – aufgrund der niedrigen Spitzenstrompreise – freilich nicht wirtschaftlich, mit dem Bau zu beginnen. Das Unternehmen habe aber vier Jahre Zeit, die Lage „ohne große Zusatzkosten“ zu sondieren. Wird dann nicht gebaut, beginnen „Kostenelemente“ zu laufen. Die kolportierten 25 Mio. Euro, die im Falle des Nichtbaus an den Projektpartner fließen sollen, stellt Hall in Abrede. Die konkreten Kosten wollte er aber trotz mehrfacher Nachfrage nicht beziffern.
In der Wien Energie war Molln stets umstritten. Etliche heimische Stromkonzerne hatten sich zuvor gegen den Einstieg entschieden. Auf die Frage, warum Wien letztlich zugeschlagen habe, sagte Hall: „Ich war noch nicht dabei. Meine Entscheidung war es, zu sagen, dass wir das Projekt nicht sofort angehen, sondern Partner suchen.“
„Einmischung wäre unqualifiziert“
Bei der rot-grünen Stadtregierung ist der „grüne“ Pumpspeicher in Molln, angeblich jedenfalls, gut angekommen. Schließlich steht die Förderung von sauberer Energie in der Koalitionsvereinbarung. Und zwar unter voller Einbindung der Stadtwerke. „Das heißt aber keinesfalls, sich in Entscheidungen über operative Projekte einzumischen“, wies Renate Brauner den Vorwurf der Einflussnahme zurück. „Das wäre unqualifiziert und falsch. Hätte ich Energiemanagerin werden wollen, wäre ich es geworden.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2013)