Berlusconi: „Mussolini hat Gutes getan“

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Ausgerechnet bei einer Holocaust-Gedenkfeier in Mailand lobt Italiens ehemaliger Premier Silvio Berlusconi Benito Mussolini. Italien trage nicht dieselbe Verantwortung wie Deutschland.

Rom/Wien/Basta. Der wahlkämpfende italienische Ex-Premier Silvio Berlusconi hat am Sonntag seine Sympathien für den Duce publik gemacht – am Tag, an dem weltweit der Opfer des Holocausts gedacht wurde: „Die Rassengesetze waren der größte Fehler Benito Mussolinis, der sonst so viele gute Dinge getan hat“, sagte der Medienmagnat bei einer Gedenkveranstaltung in Mailand.

Italien trage nicht dieselbe Verantwortung wie Deutschland: „Es wurde zwar einiges geduldet, aber vieler Dinge war man sich einfach nicht bewusst.“ Italien habe sich mit Hitler verbündet, zu dieser Allianz habe eben die Judenverfolgung gehört, so der Cavaliere. „Es ist schwierig, sich in jene hineinzuversetzen, die damals in der Regierung war.“

Mussolini hatte 1938 die „Rassengesetze“ verabschiedet, die Juden unter anderem die Ausübung öffentlicher Ämter untersagten. Ab 1943 wurden Juden deportiert – damals regierte Mussolini das unter deutscher Kontrolle stehende Nord- und Mittelitalien. Faschistische Sondereinheiten trugen neben der SS die Hauptverantwortung für die Deportation von etwa 8000 Juden.

Eiskaltes Wahlkampfkalkül

Es ist nicht das erste Mal, dass Berlusconi mit Mussolini punkten will. Vor zwei Jahren hatte er sich sogar mit dem Duce verglichen. Hinter diesem  medienwirksamen Revisionismus steckt eiskaltes Wahlkampfkalkül: Der in Umfragen hinterherhinkende Cavaliere hofft, den rechten Rand zu gewinnen. In der Vergangenheit hatte sich Berlusconi mit neofaschistischen Parteien verbündet. Mit seiner Duce-Verharmlosung spricht er nicht nur rechtsradikale Italiener an: In Italien ist das Bild des „harmlosen Diktators“ Mussolini relativ weit verbreitet. Faschismusnostalgie, etwa in Form von Mussolini-Museen, ist kein nationales Tabu.

Die – vermutlich gewünschte – Welle der Empörung löste Berlusconi jedenfalls gestern aus. Die anderen italienischen Parteien reagierten entsetzt auf seinen Sager. „Berlusconi spielt sich als wiedergeborener Mussolini auf. Das ist widerlich und lächerlich“, sagte die vom Ex-Postfaschisten Gianfranco Fini gegründete Partei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2013)

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