FDP steht wie ein Mann hinter Rainer Brüderle

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Der Spitzenkandidat schweigt zu den Sexismusvorwürfen. Das Volk will eine Entschuldigung. Die FDP zeigt sich unbeeindruckt. Die Liberalen haben als einzige etablierte Partei keine Quote.

Berlin/Gau. Das dürfte peinlich werden: Am Mittwoch gibt Rainer Brüderle sein übliches Pressefrühstück. Wie immer eingeladen ist auch Laura Himmelreich, die Redakteurin, die den FDP-Spitzenkandidaten im „Stern“ anzüglicher Äußerungen an einer Hotelbar bezichtigt und damit in Deutschland eine breite Sexismusdebatte losgetreten hat.

Die FDP zeigt sich davon unbeeindruckt. Brüderle selbst schweigt und will es auch weiter so halten. Generalsekretär Patrick Döring gibt die Linie vor: Die FDP stehe „aus vollem Herzen“ hinter dem „honorigen Menschen“ und „charmanten Mann“. Man wolle die Debatte über ein „aufgebauschtes Missverständnis“ nicht weiter befeuern. Auch Parteichef Philipp Rösler verteidigt seinen innerparteilichen Konkurrenten und wittert eine „Kampagne“ gegen die Partei. Die Liberalen, die sich zuletzt als heillos zerstrittener Haufen präsentierten, suchen internen Nutzen aus der Affäre zu ziehen: Die Angriffe „schweißen zusammen“ und „stärken uns“, wie ein Vorstandsmitglied hofft.

Mehr Stärke könnte die Partei gebrauchen: Erste Umfragen nach dem Leihstimmen-Überraschungserfolg in Niedersachsen sehen die Liberalen bundesweit weiter bei nur zwei bis vier Prozent. Das Aussitzen trifft nicht die Stimmung in der Bevölkerung: Neun von zehn Deutschen fordern von Brüderle eine Entschuldigung. 57 Prozent halten den Vorfall für „skandalös“, 45 Prozent für einen Rücktrittsgrund.

Die Liberalen haben als einzige etablierte Partei keine Quote. Der Frauenanteil liegt viel niedriger als bei CDU, SPD und Grünen. Nur wenige weibliche Liberale setzen sich gegen die männlichen Netzwerke und Seilschaften durch. Aus Protest gegen den „frauenfeindlichen Ton“ trat 2012 die Vorsitzende der Liberalen Frauen Hessen aus der Partei aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2013)


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