Mursi und Opposition rufen zu Gewaltverzicht auf

Mursi Opposition rufen Gewaltverzicht
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Nach tagelangen Unruhen soll nun eine gemeinsame Arbeitsgruppe den Weg zum Dialog ebnen. Die Opposition hält aber an den Freitag-Demos fest.

In Ägypten haben regierungstreue Kräfte und Oppositionsgruppen nach den blutigen Ausschreitungen der vergangenen Tage zu einem Gewaltverzicht aufgerufen. In einer gemeinsamen Erklärung einigten sich die Muslimbrüder des umstrittenen Präsidenten Mohammed Mursi und Vertreter der Opposition am Donnerstag darauf, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die einen Fahrplan zur Deeskalation der angespannten Lage ausarbeiten soll. Allerdings sagten Oppositionsgruppen für Freitag geplante Kundgebungen gegen Mursi nicht ab.

Zu dem Krisentreffen hatte der führende islamische Geistliche Scheich Ahmed al-Tayyeb aufgerufen. Er ist auch Chef der Universität und Moschee al-Azhar. Diese ist eine der wenigen Einrichtungen, die in dem zunehmend polarisiertem Land noch als neutral angesehen werden.

Oppositionelle äußerten sich vorsichtig optimistisch nach den Gesprächen. "Jeder von uns wird das unternehmen, was in seiner Macht steht, um wieder Vertrauen zwischen allen Gruppierungen Ägyptens aufzubauen", sagte der liberale Politiker Mohamed ElBaradei in Kairo.

Der Vorsitzende der Partei der Muslimbrüder, Saad el-Katatni, sprach von einem historischen Tag. "Jeder in dem Treffen hat seine Bereitschaft zu Konzessionen erklärt, um dieses Experiment erfolgreich zu machen." Die Gespräche hätten ergeben, dass die Probleme des Landes nur im Dialog gelöst werden könnten.

Bisher zeichnet sich jedoch kein Lösungsweg ab. Die Opposition pocht nach wie vor auf die Bildung einer Allparteienregierung, die während des Überganges des Landes in eine demokratische Verfassung das Sagen haben soll. Dies hatte Mursi zuletzt bei seinem Besuch in Berlin am Mittwoch abgelehnt. Die Muslimbrüder werfen Protestierern vor, den ersten gewählten Präsidenten kippen zu wollen. Die Oppositionellen halten wiederum Mursi vor, zu viel Macht in seinen Händen und denen der Muslimbrüder zu konzentrieren und damit den Geist der ägyptischen Revolution zu verraten. Ziel sei eine Gleichschaltung des Staates.

Das nordafrikanische Land kommt seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak vor zwei Jahren nicht zur Ruhe. Bei den jüngsten Unruhen sind mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. Mursi hat den Ausnahmezustand in mehreren Städten verhängt, aber angekündigt, die Maßnahme bald zurückzunehmen.

(APA/Reuters)

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