Der ORF droht und träumt von neuen Sendern

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Jugendradio und Kinderkanal plant der ORF bis 2020. Den Stiftungsräten soll die Idee des Jugendkanals sehr gefallen haben. Für die Privatsender „völlig absurd“.

Was tun, wenn der Geldgeber einem womöglich den Hahn zudreht? Jammern und drohen. Wie, das führt derzeit der ORF vor. Bei jeder Gelegenheit erwähnen die Manager vom Küniglberg, was passiert, wenn die Politik dem Staatsfunk ab 2014 nicht neuerlich eine zusätzliche Finanzspritze verabreicht.

Von 2010 bis 2013 bekam er 160 Millionen Euro zum Ausgleich für entgangene Rundfunkgebühren durch befreite Haushalte. Kommt das Extrageld nicht, trete „Plan B“ in Kraft und der sehe so aus: 75 Millionen Euro im Jahr 2014 einsparen. Etwa indem Personal schneller als geplant abgebaut und bei Radiosymphonieorchester, in den Landesstudios und allen Bereichen, die nicht zum Kernauftrag gehören, gespart werde. Finanzdirektor Richard Grasl soll in der jüngsten Stiftungsratssitzung am vergangenen Donnerstag konkreter geworden sein: Je zehn Millionen Euro weniger gäbe es für TV-Produktionen (derzeit ca. 350 Millionen) und die Verwaltung. Josef Kirchberger, Leiter des SPÖ-Freundeskreises im Stiftungsrat, eilte der ORF-Spitze argumentativ zu Hilfe, indem er erklärte, dieser drastische Sparkurs wäre „eine wirkliche Katastrophe“.

KiKA und Regionalsender

Wenig sparsam klangen dann aber die am selben Tag in einer Klausur mit den Stiftungsräten präsentierten Pläne für den ORF im Jahr 2020. Generaldirektor Alexander Wrabetz träumt schon länger davon, einen eigenen Kinderkanal, einen Österreich-Ableger des deutschen KiKA, zu entwickeln. Zusätzlich dazu ist auch ein Spartenkanal für Regionalthemen in Planung. Vielleicht als Konkurrenz zu Servus TV? Radiodirektor Karl Amon plant weiter an einem Kinder- und Jugendradio rein im Internet oder als Pilotversuch via Digitalradio. Den Stiftungsräten soll die Idee des Jugendkanals sehr gefallen haben.

Weniger Gefallen an den zeitgleich geäußerten Drohungen und Wünschen findet die Privatsenderkonkurrenz. Als „völlig absurd“ bezeichnet Klaus Schweighofer, der Vorstand des Privatsenderverbands (VÖP), die Pläne für neue Radio- und Fernsehkanäle. Die „ständige Jammerei des ORF über seine zu knappen Budgets“ und die „überaus dreisten Forderungen an die Politik nach mehr Geld und weniger Verpflichtungen“ würden solche Gedankenspiele „völlig abwegig und absurd“ machen. Für VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm ist es „absolut unverständlich“, dass der ORF neue Programme einführen will, wenn seine bestehenden mangelhaft sind. Die Medienbehörde hatte dem ORF 2012 per Bescheid ausgerichtet, sein Programm sei nicht ausgewogen. awa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2013)

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