FPÖ-Ball: 3000 Teilnehmer bei Gegendemo in Wien

FPoeBall Gegendemo beginnt beschaulich
FPoeBall Gegendemo beginnt beschaulich(c) APA (HERBERT P. OCZERET)
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Bei den Demonstrationszügen wurden Parolen wie "Nazis raus" gerufen. Es kam zu vereinzelten Zwischenfällen, die zu neun Festnahmen führten. Die WKR-Website wurde von Anonymous Austria verändert.

Etwas mehr als 3000 Menschen haben Freitagabend gegen den Akademikerball der FPÖ-Wien demonstriert. Unter ihnen waren rund 250 Teilnehmer des sogenannten "Schwarzen Block", also vermummte Linksextremisten, die als gewaltbereit gelten. Busse mit Kundgebungsteilnehmern seien aus Deutschland angereist, hieß es. Mehrere Demonstrationszüge waren von unterschiedlichen Punkten in der Stadt in Richtung Innenstadt gezogen und hatten versucht, die Ballbesucher am Zugang zu behindern. Mehrere Hundert Polizisten sicherten die Wege dorthin.

--> Proteste: ''Nazis werden kalt gemacht''

Rund 1200 Demonstranten hatten sich in der Nähe des Wiener Westbahnhofs in Richtung Hofburg bewegt, von der Universität Wien kamen 1300. Am Heldenplatz hatte zudem das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" eine Veranstaltung mit Lesungen abgehalten, bei der sich laut Polizei rund 400 Personen eingefunden hatten. Bei den Demonstrationszügen wurden Parolen wie "Nazis raus" gerufen. Zudem wurden vereinzelt Knallkörper eingesetzt. Einige Demonstranten setzten Farbbeutel und Pfefferspray gegen Ballbesucher und Beamte ein. Polizeisprecher Roman Hahslinger sprach gegenüber "DiePresse.com" von zwei Polizisten, die leicht verletzt wurden. Auch zwei Ballgäste wurden leicht verletzt. Zudem kam es zu insgesamt neun Festnahmen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt.

Farbbeutel traf EU-Abgeordneten Mölzer

Die Wiener FPÖ kritisiert das "völlige Versagen der Polizeiführung" beim Wiener "Akademikerball". Laut Landesparteisekretär Hans-Jörg Jenewein wurden Dutzende Ballbesucher durch Stein- und Flaschenwürfe von Demonstranten verletzt - darunter auch der EU-Abgeordnete Andreas Mölzer. Der sei vor der Oper von einem Wurfgeschoß getroffen worden und habe eine Platzwunde am Kopf erlitten, sagte ein Parteisprecher. Dass Mölzer, wie von der FPÖ in einer Presseaussendung behauptet, "schwer" verletzt worden wäre, wies die Wiener Polizei allerdings zurück. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde der Abgeordnete am Weg zum Ball beim Albertinaplatz "von einem Farbbeutel getroffen und ist dann weitergegangen".

Die Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) kritisierten hingegen, dass "sich friedliche Demonstranten von aggressiven Ballgästen attackieren lassen" hätten müssen. Laut GRAS-Aktivistin Antonia Fa verletzte eine Ballbesucherin Protestierende mit einem Pfefferspray. Außerdem habe die Polizei "zu späterer Stunde an manchen Orten massive Gewalt angewandt". Der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl widersprach dem ebenso wie der Darstellung der FPÖ, die der Polizeiführung ein "Sicherheitschaos" vorwarf. Gemäß Pürstl handelte es sich um einen "besonnenen und bestens geordneten Einsatz".

FP-Chef Strache nicht dabei

Die Polizei sicherte die Zugänge für die Ballbesucher zur Hofburg, in der sich Anhänger der freiheitlichen Partei sowie Burschenschafter nach und nach einfanden. Der Vorwurf der Gegner der Veranstaltung: Es würde sich dabei um nichts anderes als die Fortsetzung des bereits in den vergangenen Jahren heftig bekämpften Balls des Wiener Korporationsringes (WKR) handeln. Bei diesem sollen sich Jahr für Jahr auch Rechtsextreme eingefunden haben.

Unter den diesjährigen Ballbesuchern befinden sich etwa der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) sowie der freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache war im Gegensatz zum vergangenen Jahr nicht zugegen, er befand sich offiziell im Urlaub.

Anonymous Austria kapert WKR-Website

Während vor der Hofburg die Wogen hochgingen, erlaubte sich Anonymous Austria, der heimische Ableger des global aktiven Hackerkollektivs, einen Spaß mit der Website des Wiener Korporationsrings. Sie drangen auf den Server des WKR ein und stellten unter www.wkr.at/nowkr immer wieder wechselnde Videos oder Songs ein, etwa einen Live-Auftritt der Kultband Nirvana oder einen Elektronik-Track, zu dem Akteure mit Anonymous-Masken tanzen. Auch das Markenzeichen, ein Comic-Pony, war gelegentlich vertreten, das mit Sowjet-Stern zum Siebziger-Hit "Moskau" die Hufe schwingt.

(c) Screenshot

(APA/Red.)

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