Ägypten: Ein Toter bei Protesten gegen Präsident Mursi

Krawalle aegypten Ruecktritt Innenministers
Krawalle aegypten Ruecktritt Innenministers(c) Reuters (Asmaa Waguih)
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Nach einem neuen Fall exzessiver Polizeigewalt werden Forderungen nach der Entlassung des ägyptischen Innenministers laut.

Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften während Protesten gegen Präsident Mohammed Mursi ist in der ägyptischen Hauptstadt Kairo am Freitagabend ein Mensch getötet worden. Ein 23-jähriger Mann sei an Schussverletzungen gestorben, sagte der Vizechef des Gesundheitsamts, Ahmed al-Ansari, der Nachrichtenagentur AFP am Freitagabend. Insgesamt seien mindestens 70 Menschen bei den Ausschreitungen verletzt worden.

In den vergangenen Tagen war es bei Protesten gegen die Regierung immer wieder zu blutigen Ausschreitungen gekommen, bei denen fast 60 Menschen getötet wurden. Besonders viele Todesopfer gab es in der am Suez-Kanal gelegenen Stadt Port Said.

Lage am Samstag wieder beruhigt

Nach den Ausschreitungen in Kairo hat sich die Lage am Samstag zunächst wieder beruhigt. Vor dem Präsidentenpalast war ein massives Polizeiaufgebot zu sehen, Demonstranten waren nicht mehr dort, wie ein AFP-Journalist berichtete. Auch auf dem Tahrir-Platz kehrte am Samstag Ruhe ein. Zwar waren die Hauptstraßen wieder für den Verkehr geöffnet, in angrenzenden Straßen waren aber noch die Spuren der Zusammenstöße zu sehen. Überall lagen Steine, in der Luft hing der Geruch von Tränengas, an den Palastmauern waren Parolen gegen Präsident Mohammed Mursi zu sehen.

Die Demonstranten waren am Freitag einem Aufruf der Opposition zu Protesten gegen Mursi gefolgt. Den Präsidentenpalast bewarfen sie mit Steinen, Molotowcocktails und Feuerwerkskörpern. Die Polizei reagierte mit Tränengas und schoss in die Luft, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Ein Mensch wurde getötet, dutzende weitere verletzt.

Innenminister soll zurücktreten

Indes lässt ein neuer Fall exzessiver Polizeigewalt in Ägypten die Forderung nach der Entlassung des Innenministers lauter werden. Der prominente Oppositionspolitiker Ayman Nour sagte dem privaten Fernsehsender Al-Nahar am Samstag: "Es gibt keine Rechtfertigung für ein solches Verhalten. Ich kann nicht glauben, dass das nach der Revolution in Ägypten noch passiert." Ägyptische Fernsehsender hatten am Vorabend gezeigt, wie Polizisten bei den Ausschreitungen vor dem Präsidentenpalast einen Mann auszogen und brutal zusammenschlugen. Der Liberale forderte Präsident Mursi auf, Innenminister Mohammed Ibrahim sofort zu entlassen.

(APA/AFP/dpa)

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