Hollandes Triumphzug in Timbuktu

Hollandes Triumphzug Timbuktu
Hollandes Triumphzug Timbuktu(c) EPA (EMILIE REGNIER)
  • Drucken

Frankreichs Präsident Hollande wurde am Wochenende in der Exkolonie als Held empfangen. Doch der Krieg gegen die Islamisten ist noch nicht vorbei.

Alfred hackensberger

Timbuktu/Las palmas. Der französische Präsident François Hollande wurde am Wochenende in Timbuktu mit Musik, Tanz und viel Jubel empfangen. „Er hat uns unsere Freiheit wiedergegeben“, sagte Khalifa Cisse, der Muezzin der legendären Stadt am Rande der Sahara. Hollande genoss bei seinem Besuch die Begeisterung der Bevölkerung. „Es lebe Frankreich“ wird in den ehemaligen afrikanischen Kolonien der Republik sonst kaum gerufen. Doch die schnelle militärische Intervention hat es möglich gemacht: Hollande ist der Held Malis.

Am 11. Jänner begann die „Operation Serval“ mit den ersten Angriffen französischer Kampfflugzeuge. Die radikalen Islamisten, die den Norden Malis seit über einem halben Jahr kontrollierten, drohten in den Süden des Landes, auf die Hauptstadt Bamako, vorzustoßen. Und nur drei Wochen später ist das erreicht, was man sich wesentlich schwieriger vorgestellt hat: Die drei großen Städte Gao, Timbuktu und Kidal des riesigen Gebiets, das größer als Frankreich ist, wurden befreit. „Die Terroristen sind auf der Flucht“, verkündete der französische Außenminister Laurent Fabius, der mit Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian und Pascal Canin vom Entwicklungsministerium ihren Präsidenten nach Mali begleiteten.

Informationssperre für Journalisten

Eine Schlacht wurde überraschend schnell gewonnen, aber der Krieg ist längst nicht zu Ende. Die Islamistengruppen der „Verteidiger des Glaubens“ (Ansar al-Dine), die „Bewegung für Einheit und Jihad in Westafrika“ (Mujao) und „Al-Qaida im Maghreb“ (Aqim) haben sich fast kampflos zurückgezogen. Laut Angaben des französischen Militärs wurden Dutzende von malischen Soldaten und hunderte Islamisten getötet, aber nur ein französischer Soldat. Nachprüfbar ist das nicht, da Journalisten keinen Zugang zur Front bekommen.

„Die Journalisten sind sauer? Dann lassen wir sie es auch weiterhin sein“, kommentierte Verteidigungsminister Le Drian im Fernsehen und rechtfertigte das Medienblackout mit „Sicherheitsgründen“. Man will sich nicht in die Karten schauen lassen. Vor allem nachdem „Human Rights Watch“ dokumentiert hat, dass die malische Armee 13 vermeintliche Islamisten exekutiert hatte. Internationale Menschenrechtsorganisationen befürchten noch mehr Verstöße gegen die Bevölkerungsgruppen der Tuareg und gegen Araber. Sie gelten als Unterstützer und mögliche Mitglieder der Islamisten.

Die Rebellen sind vor sieben Monaten wie ein Schreckgespenst aufgetaucht und nun wieder verschwunden. „Ansar al-Dine und Aqim haben sich in die Berge um Kidal zurückgezogen“, meint Sidi Hiadara, ein malischer Journalist. „Viele Kämpfer von Mujao sind in den Flüchtlingslagern von Fassala in Mauretanien untergetaucht, von wo sie jederzeit zurückkommen können.“

Aus der unzugänglichen Bergregion um Kidal, wo sie vor Luftangriffen halbwegs geschützt sind, können die Islamisten einen Guerillakrieg starten, wenngleich ihre Versorgungslage sehr schwierig ist. An einer Straße nahe Gao wurden bereits Landminen der Rebellen entdeckt. Die Islamisten sind im Wüstenkrieg erfahren. Aqim-Führer Mokhtra Belmokhtar kämpfte an der Seite der Taliban in Afghanistan. Abu Zeid, ein anderer Aqim-Kommandant, berüchtigt für seine Radikalität und Brutalität, kämpfte im algerischen Bürgerkrieg. Die Franzosen, aber auch die insgesamt 6000 Soldaten umfassende Schutztruppe afrikanischer Staaten werden in Mali ihre Probleme bekommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Von wegen Kolonialkrieg

Frankreichs Aktion in Mali ist rechtlich und politisch legitim. Daran ändern auch ökonomische Interessen nichts.
Mali Wien schickt Sanitaeter
Außenpolitik

Militäroperation in Mali: Wien schickt Sanitäter

Der Krieg in Mali bestimmte die Münchner Sicherheitskonferenz. Verteidigungsminister Darabos will nun doch eine Handvoll Soldaten entsenden. Der Druck der EU-Partner ist offenbar stärker geworden.
kleiner Tipp fuer Herrn
Leitartikel

Ein kleiner Tipp für Herrn Darabos

Verteidigungsminister Darabos musste umschwenken und der Entsendung von Sanitätern nach Mali zustimmen. Die Entscheidung ist richtig. Darabos sollte trotzdem gehen. Denn er ist völlig diskreditiert.
Politik

Österreich wird Soldaten nach Mali schicken

Ärzte und Sanitäter aus einem Jagdkommando sollen in Mali eingesetzt werden. Unklar ist, ob das Ende der Kämpfe in dem Land abgewartet wird.
Mali
Außenpolitik

Mali: Hollande lässt sich als Befreier feiern, UNO warnt

Der französische Präsident Hollande ist am Samstag in der von Islamisten zurückeroberten Stadt Timbuktu eingetroffen. Dort wurde er von Einheimischen gefeiert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.