Leitzins: EZB bleibt in Wartestellung

EZB-Chef Draghi
EZB-Chef Draghi(c) Dapd (Alex Domanski)
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Überschattet wird die heutige Entscheidung über den Leitzins von Notenbankchef Draghis Rolle im Skandal um die Bank Monte dei Paschi.

Überschattet vom Skandal um die toskanische Bank Monte dei Paschi di Siena hat der EZB-Rat am Donnerstagvormittag Beratungen über den Leitzins und seinen geldpolitischen Kurs aufgenommen. Analysten und Volkswirte rechnen nicht damit, dass die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) den seit Mitte 2012 bei rekordniedrigen 0,75 Prozent liegenden Schlüsselzins antasten. Denn der Druck auf die Eurozone durch die Schuldenkrise hat zuletzt nachgelassen, während sich die Anzeichen für eine Konjunkturerholung mehren und jeglicher Inflationsdruck fehlt.

Im Fokus der Beratungen des EZB-Rats und der anschließenden Pressekonferenz mit Zentralbank-Präsident Mario Draghi dürften daher vor allem zwei Themen stehen: Draghis Rolle im Monte dei Paschi-Drama als ehemaliger Gouverneur der Notenbank und Oberaufseher über die Geldhäuser seines Heimatlandes und der in den vergangenen Wochen kräftig gestiegene Euro-Kurs.

Zwar hat der Internationale Währungsfonds (IWF) der Banca d'Italia und Draghi zuletzt bescheinigt, dass sie als Aufseher über Monte dei Paschi keine Fehler gemacht haben. Doch hegen viele Beobachter Zweifel, ob es angesichts des Skandals eine gute Idee ist, der EZB zum Jahreswechsel die Oberaufsicht über die 130 wichtigsten Banken der Eurozone zu übertragen. Auf bohrende Fragen der Journalisten im Frankfurter Euro-Tower wird sich Draghi also gefasst machen müssen.

An den Finanzmärkten warten die Investoren anstatt auf neue Erkenntnisse im Bankenskandal auf Kommentare Draghis zum Euro. Ob sich der EZB-Chef allerdings zu einer verbalen Intervention gegen den Euro-Anstieg hinreißen lassen wird, darf freilich bezweifelt werden. Die EZB verfolgt kein Wechselkursziel und hatte in der Vergangenheit kein Problem damit, einen Wechselkurs zwischen 1,35 bis 1,37 Dollar einfach auszusitzen. Gespannt sein darf man darauf, ob sich Draghi zu Forderungen von Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande nach einer aktiveren Wechselkurspolitik äußern wird.

(APA/dpa)

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