Schwedenbomben: Nachschub für Handel in Sicht

Schwedenbomben Nachschub fuer Handel
Schwedenbomben Nachschub fuer Handel(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Die Produktion ist wieder voll angelaufen. Pro Tag laufen gut 350.000 Stück vom Fließband. Der Geschäftsführer glaubt weiter an "Stand-alone-Lösung".

Beim schwer angeschlagenen Wiener Schwedenbombenhersteller Niemetz laufen die Maschinen dank eingefädelter Factoring-Finanzierung auf Hochtouren. Man produziere heute erstmals wieder den ganzen Tag über, versicherte Geschäftsführer Steve Batchelor. Dadurch kann der Handel nun mit Nachschub versorgt werden. Batchelor glaubt weiterhin daran, den Sanierungskurs ohne externen Partner stemmen zu können. Potenzielle Interessenten wie Manner oder Heindl seien zudem noch nicht an ihn herangetreten.

"Die Aufträge sind sehr hoch", so Batchelor. Bei voller Kapazität laufen pro Tag gut 350.000 Stück der süßen Bomben vom Fließband. Die hohe Stückzahl ist nun erneut möglich, da infolge der zwischenzeitlichen Finanzierungslösung die Rohstoffproduzenten wieder bereit sind, an Niemetz zu liefern. Zusatzschichten sind derzeit aber nicht geplant. Dafür bräuchte es nämlich mehr Personal, wofür der Masseverwalter sein Okay geben müsste, betonte der Geschäftsführer. Da man Ware nicht auf Lager halte, liefere man aber sofort weiter an den Handel.

Die Supermarktketten bzw. deren Kunden mussten zuletzt viel Geduld beweisen, da in vielen Filialen u.a. dank großer Facebook-Fangemeinde Schwedenbomben ausverkauft waren und Nachbestellungen auf sich warten ließen. Seitens Zielpunkt betonte man etwa auf APA-Anfrage, dass man "dringend" auf Lieferungen warte. Auch Spar hatte zuletzt laut eigenen Angaben drei- bis viermal so viele Schwedenbomben aus dem Zentrallager in die Filialen gebracht als zuvor.

Acht- bis zehnfacher Umsatz

Der Run auf die Schaumküsse scheint auch im Niemetz-Verkaufsshop direkt am Betriebsgelände im dritten Bezirk anzuhalten. Laut Batchelor verzeichnet man dort in den vergangenen Tagen einen acht- bis zehnfach so hohen Umsatz wie vor dem Boom.

Anders als eine Reihe von Experten ist Batchelor nach wie vor davon überzeugt, die Sanierung des mit fünf Millionen Euro Schulden kämpfenden Unternehmens ohne Partner stemmen zu können: "Wir glauben, wir können das alles schaffen." So sagte WU-Handelsexperte Peter Schnedlitz, dass Niemetz nur mit einem starken Partner überlebensfähig sei. Gespräche zwischen externen Interessenten und Batchelor habe es noch nicht gegeben.

Heindl bekundet Interesse

Zuletzt wurden etwa Schnittenproduzent Manner, "Schaumrollenkönig" Guschlbauer oder Konfekthersteller Heindl als etwaige strategische Partner gehandelt. Walter Heindl, Geschäftsführer der Confiserie Heindl, bestätigte, dass das Produkt "super" sei und insofern gut ins eigene Sortiment passen würde. Allerdings müsse man die Bomben selbst sowie Design und Verpackung "aufmotzen", da man hier "vor 30 Jahren stehen geblieben" sei.

Heindl wartet derzeit auf nähere Unterlagen von Niemetz-Masseverwalter Stephan Riel. Erst dann könne man entscheiden, ob verstärktes Interesse bestehe - denn: "Ich kenne weder das Unternehmen von innen noch die Maschinen oder Ähnliches", so Heindl.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Schwedenbomben: Niemetz produziert wieder voll

Durch einen Kurzfrist-Kredit kann die insolvente Firma vorübergehend wieder produzieren. Arbeiter sind sogar zu Überstunden bereit, und das trotz ausständiger Löhne.
Österreich

Schwedenbomben waren früher einfach besser

Seitdem der Schwedenbomben-Hersteller Niemetz insolvent ist, beklagen Tausende das Verschwinden der Süßspeise. Warum erst jetzt?
Niemetz braucht starken Partner
Österreich

Niemetz braucht starken Partner zum Überleben

Zu wenige Produkte, fehlendes Marketing sowie Billig-Konkurrenz sind für die Lage verantwortlich. Die Mitarbeiter wurden beim Insolvenzfonds angemeldet.
Österreich

"Schwedenbombe": Solidarität für Niemetz auf Facebook

Auf der Facebook-Seite „Rettet die Niemetz-Schwedenbombe“ rufen tausende Personen auf, die Geschäfte zu stürmen und Schwedenbomben zu kaufen. Die Insolvenz von Niemetz wird diese Aktion nicht mehr rückgängig machen.
Österreich

Die Bombe ist geplatzt: Niemetz in Konkurs

Der Süßwarenhersteller will die Sanierung ohne Eigenverwaltung und ohne Partner schaffen. Arbeitsplätze sollen nicht in Gefahr sein. Der Umsatz des Traditionshauses ist in den letzten zwei Jahren stark eingebrochen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.