Filmkritik

„Nostalgia“: Der böse Bruder aus Neapel

„Nostalgia“ erzählt auch davon, wie stark die Sehnsucht nach der Stadt der Kindheit sein kann.
„Nostalgia“ erzählt auch davon, wie stark die Sehnsucht nach der Stadt der Kindheit sein kann.Picomedia/Mario Spada
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Ein Mann kehrt zurück in die Stadt seiner Kindheit: In „Nostalgia“, Italiens Oscar-Kandidat, spielt Neapel die Hauptrolle. Daneben geht es um die Frage: Kann man mit einem Mafioso befreundet sein? Ab Freitag im Kino.

Es ist ein lauter Film. Laut, weil Neapel laut ist, voller Autos, die vorbeirauschen, Mopeds, die knattern, und Menschen, die rufen. Aber er ist auch leise. Weil er auf Musik weitgehend verzichtet, bis auf wenige, ausgesuchte Stellen, und jedes Mal ist es dann etwas Besonderes. Fast am Anfang hört man verwehte Klänge: Felice kommt, nach vielen, vielen Jahren, zurück aus Kairo, er findet seine Mutter nicht mehr in der alten Wohnung, sie ist umgezogen, ins Erdgeschoß. Basso, sagt man dazu in Italien. Die einzige Lichtquelle: Die Tür zur Straße. Es ist eine ärmliche Behausung, und die Mutter ist verwahrlost; wer sollte sich auch um sie kümmern? Felice will sie waschen. Eine Ungeheuerlichkeit für die alte Frau! Und doch lässt sie sich überzeugen, lässt sich die Bluse über den Kopf ziehen, bis sie nackt ist, bekleidet nur mit Musik.

Das Viertel hat sich kaum verändert

In der zweiten Szene sehen wir Felice als jungen Mann. Damals hatte er einen Freund, Oreste, zum Pferdestehlen, zum Wohnungausrauben. In der harten Welt der Halbstarken des Viertels Sanità geben sie einander Halt, Blutsbrüder, mindestens. Und nun sehen wir sie, wie sie gemeinsam mit dem Moped ans Meer fahren, das Moped ist rot, das Meer ist blau, Tangerine Dream singen „Lady Greengrass“, so schwer kann eine Jugend gar nicht sein, dass sie nicht Momente der Unbeschwertheit hat, und dann ist alles gut. Solang die Musik spielt, eben.

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