Die SPÖ-Frauenvorsitzende galt als bedingungslose Unterstützerin Rendi-Wagners. Seit sie weg ist, tritt die 30-jährige Oberösterreicherin immer deutlicher aus dem Schatten der taumelnden Bundespartei.
SPÖ-Chaostage

Eva-Maria Holzleitner nimmt Platz in der ersten Reihe

Bisher war die SPÖ-Frauenvorsitzende auffällig unauffällig. Am „Tiefpunkt“ der Partei aber tritt die 30-Jährige aus dem Schatten der chaotischen Führung, der sie selbst angehört - und beweist sich als belastbare Krisenmanagerin.

Mit Kampfabstimmungen hat Eva–Maria Holzleitner Erfahrung. Die gebürtige Welserin musste sich am Weg zu ihrem bisher wichtigsten beruflichen Ziel ebenfalls in einem parteiinternen Wettstreit durchsetzen: Holzleitner ist seit Juni 2021 Frauenvorsitzende der SPÖ. Sie verkörpert damit eine Rolle mit historischem Gewicht und Prestige, wurde diese doch einst auch von der feministischen Ikone Johanna Dohnal bekleidet. Dass die Nachfolge an der Spitze der so wichtigen SPÖ-Organisation unter Holzleitners Vorgängerin, Gabriele Heinisch-Hosek, damals nicht geordnet, sondern in einem Konkurrenzkampf über die Bühne ging, war eine Premiere in der Geschichte der Organisation. Man könnte sie auch als ersten vieler weiterer Tabubrüche nennen.

Als Frauenvorsitzende ist die studierte Sozialökonomin seit 2021 auch Stellvertreterin der bzw. des Bundesparteivorsitzenden. Sie sitzt im Parteipräsidium und war am folgenreichen Sonderparteitag am Samstag auch Mitglied des Tagespräsidiums. Holzleitner gehört zweifelsfrei zum Parteiestablishment. Sie war lange eine der loyalsten Unterstützerinnen Pamela Rendi-Wagners. Große Bekanntheit erlangte sie in ihrer Rolle bisher aber nicht. Das aber hat sich seit dem Wochenende geändert. Zunächst im Team Doskozil und nun im Babler-Lager gilt sie als aussichtsreiche Kandidatin für einen Spitzenjob. Klubchefin gilt als wahrscheinlichste Variante.

Neben Rendi-Wagner war kein Platz

Politisch blieb sie bisher meist unter der Wahrnehmungsgrenze. Ihre politische Laufbahn begann sie während ihrer Schulzeit in der SPÖ-nahen Aktion kritischer Schüler_innen (AKS), seit 2012 ist sie Mitglied der SPÖ. In der Welser Stadtpartei sitzt sie im Parteivorstand. Von 2016 bis Oktober 2021 war sie Landesvorsitzende der Jungen Generation der SPÖ Oberösterreich. Seit 2017 ist sie Nationalrätin und in zahlreichen Ausschüssen (Budget, Familien, Unterricht, Gleichbehandlung) aktiv. Ihre Parlamentsreden sind betont feministisch, ihre Forderungen auch, beide aber erzeugten bis dato nur selten breites Echo, geschweige denn politische Schlagkraft. Das liegt nicht zuletzt auch an ihrer ehemaligen Chefin.

Feministische Politik stand nie ganz oben auf Rendi-Wagners (rechts) Agenda. Holzleitner vermied es, ihr dabei den Rang abzulaufen. Das ist seit dem Abschied der Bundesparteichefin anders. Mit dem Wechsel eines Mannes an die Spitze entdeckt sich Holzleitner als krisenresistentes Sprachrohr.
Feministische Politik stand nie ganz oben auf Rendi-Wagners (rechts) Agenda. Holzleitner vermied es, ihr dabei den Rang abzulaufen. Das ist seit dem Abschied der Bundesparteichefin anders. Mit dem Wechsel eines Mannes an die Spitze entdeckt sich Holzleitner als krisenresistentes Sprachrohr.HELMUT FOHRINGER

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